Schon seit drei Jahren organisiert Sebastian (@asphalt_kultur) die Zylinderwallfahrt. Eine Tour durch die Alpen mit Freunde, coolen Karren und viel guter Laune! Für dieses Jahr hat er uns eingeladen, was uns sehr gefreut hat. Und wir würden gerne wiederkommen.
Tag 1: Auf nach Italien!
Um 8:00 war zum Sammeln gerufen worden. Als wir um viertel nach acht auf das Gelände des ehemaligen Schlachthofs fahren, stehen fast alle Teilnehmer schon hübsch aufgereiht auf dem Parkplatz. „Morgenstund hat Gold im Mund“, denke ich ..und alle hatten wahrscheinlich schon mächtig Hummeln im Arsch oder wollten noch unbedingt einen Kaffee und ne Brezel verzehren, bevor es losging. An die 20 Autos sind dabei und die Sonne scheint aus allen Rohren. Es verspricht ein schöner Tag zu werden. Aufkleber aufs Auto und los!
Es geht in Richtung Süden. Ein Pipipause am Walchensee, dann Mittagspause im Schauerhof in Sterzing bei lecker Wiener Schnitzel. Ich ahne es schon, es wird eine Reise für alle Sinne. Und nichts für Schlankschlemmer! Meinen Vorsatz, mal etwas weniger zu essen verschiebe ich besser auf die kommende Woche.
Penser Joch
In Österreich tanken wir noch mal billig, bevor wir über die Grenze nach Italien fahren. Das Penser Jochist der erste Pass und er ist offen. Eigentlich. Dann aber doch nicht. Aber für uns schon. Also, aehh…wir fahren einfach an der Schranke vorbei und schlängeln uns die kurvige vom Schnee umsäumte Straße hinauf bis an die Anhöhe in 2211 Meter. Ganz schön frisch, aber ein paar Fotos muss man trotzdem schießen, die Kulisse ist zu schön. Auch werden einige Aufkleber auf dem Pass-Schild verteilt. Revier markieren nennt man das bei den Tieren.
Hinunter nach Bozen und dann auf die Autostrada, bei Trient biegen wir ab in Richtung Roncegno Terme , wo unser Hotel ist. Genauer gesagt ist es eine Hotelfachschule mit Namen HTC (Hotel Tourism Campus) an welcher die Schüler drei Jahre lang lernen. Wir fühlen uns wie die Könige, denn sie sind alle super nett. Auch der Chef begrüßt uns freudig in perfektem deutsch und heißt uns willkommen. Wir hätten das Hotel exklusiv für uns und können und ausbreiten und ganz wie zu Hause fühlen. Am Balkon wird erstmal ein Banner mit Titel der Ausfahrt gehisst.
Am Abend erklärt und der Chef noch mal alles und die Schüler kochen uns ein feines Vier-Gang-Menü. Knödel mit Käsesauce, Hirsch mit Polenta, Apfelstrudel… und Weine aus der Region.
Auf der Terrasse könne wir auch noch sitzen und uns an der Bar bedienen. Wie im Urlaub…
Tag 2: An den Gardasee
Am nächsten Morgen geht es mit etwas Verspätung los. Die eine oder andere Reparatur muss noch erfolgen. Das Wetter ist wiedermal deutlich besser als die Vorhersage. Das gefällt.
Es geht Richtung Gardasee, wo wir am Mittag ankommen und am Hafen von Riva del Garda parken. Das Essen ist mal wieder vom Leckersten, aber das will ich hier jetzt nicht noch mal ausschmücken. Es geht ja um das Fahren.
Über kleinste Nebenstrassen toller Streckenführung geht es zurück in Richtung Trient und dann ins Hotel zum verschnaufen. Die gut 200 Kilometer wollten ja gefahren sein.
Als Empfang organisieren die Schüler für uns einen Aperitif und danach wieder ein leckeres Dinner. Bis spät quatschen wir auf der Terrasse über Tiger-Folierungen auf dem 911 oder andere wichtige Themen.
Tag 3: Hinauf zum Monte Grappa
Die schlechte Wettervorhersage hat und nun doch eingeholt. Es ist mäßig mit dem Hang zum Regen. Die Laune ist aber bombig und heute stehen schwierige Etappen auf dem Plan bzw. im Roadbook. Hauptziel am Mittag soll der legendäre Monte Grappa sein. Aber da muss man erstmal hinkommen. Viele Abzweigungen machen die Orientierung schwierig. Das Navi sendet und immermal andere Routenvorschläge, dranbleiben an der Gruppe ist nicht immer möglich und so kommen die einen oder anderen vom Pfad der Tugend ab. Die Passtraße hoch zum Gipfel ist der Knaller und wir geben ganz schön Gas. Das Kommunizieren mit den Walkie-Talkies macht das Fahren leichter, kann man doch vor entgegenkommenden Fahrzeugen warnen. Im Pulk macht das Fahren wahnsinnig viel Spaß. An einem Parkplatz machen wir nochmal ausgiebig Halt zum Fotografieren und um auf die anderen zu warten. Die dicken Holzstämme sind ein tolles Motiv.
Ganz oben angekommen zieht sich das Wetter zu. Wir haben aber noch Zeit bis zum Mittagessen (waren wohl etwas zu flott) und steigen die Stufen zum Mahnmahl hinauf. Der Berg ist mit 1775 m die höchste Erhebung des Grappastocks, der südlichsten Gruppe der Dolomiten. Die Faschisten errichteten hier in den 30er Jahren ein unübersehbares monumentales Denkmal für die dort im ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. An schönen Tagen kann man bis nach Venedig schauen. Heute leider nicht. Als es anfängt zu regnen gehen wir und Restaurant und schlagen uns mal wieder den Bauch voll. Bergab rollt es ja.
Im Nebel geht es wieder hinab, weiter Richtung Süden nach Romano d’Ezzelino, dann nach Pove del Grappa und nach wieder Norden. Das Ziel ist eine alte Bergrennstrecke, die eigentlich so gut wie niemand kennt. Sie führt von Valstagna über die SP73 hinauf nach Foza. Und hier, wo in den 70ern Sandro Munari im Lancia rennen fuhr, zirkeln wir nun die über 20 extrem engen Kehren und Kurven hinauf und bringen die Motoren auf Temperatur und halten so auch das Klima im Innenraum schön warm. Oben angekommen ist die Orientierung wieder mal schwierig und irgendwann stehen wir in einer Sackgasse bei einer alten Oma im Garten. Schnell drehen und weiter. Gut, dass nicht alle zusammengeblieben sind. Mit 20 Autos wäre das was geworden. In einem kleinen Kaff, dessen Namen ich vergessen habe, machen wir einen Stopp zum Sammeln und Espresso trinken. Nach reichlich Warten, funken und telefonieren, beschließen wir, dem anderen Teil der Gruppe entgegen zu fahren, um den letzten Teil der Strecke im Pulk zu verbringen.
Ein Pass steht noch an. Der hinauf zum Skigebiet Monte Bondone Vason. Er fordert noch mal strammes Kurvenkratzen und bringt die Differenzialsperre zum Einsatz, um durch die engen Kurven zu zwiebeln. Dann noch über den Col Perer und pünktlich zum Abendessen zurück ins Hotel, wo wir wieder ein Fest feiern und bis spät in Decken gehüllt auf der Terrasse sitzen.
Tag 4: Zurück nach München
Heute konnten wir etwas länger schlafen. Die Abreise steht auf dem Plan und wird individuell gestaltet. Einige müssen nach Stuttgart, Frankfurt oder nach Berlin. Die meisten nach München. So auch wir, den wir müssen erst am Sonntag zurück nach Mainz. In einer kleineren Gruppe fahren wir gegen 11:30 los. Claudia will unbedingt noch Wein kaufen und kennt ein schönes Weingut auf dem Weg. Bei Alois Lageder Paradeis machen wir im idyllischen Innenhof also einen Kaffee-Stopp und Kaufen Nudeln oder Wein.
Der weitere Weg geht durch Kaltern und die grüne mit Wein bewachsene Landschaft. Dann weiter zurück, wieder über das Penser Joch. Diesmal unter anderen Wetterbedingungen. Es ist wieder gesperrt, aber nicht für uns. Bei Schneefall fahren wir die Passstraße hoch, oben ist es saukalt und wir fahren gleich weiter. Spätes Mittagessen dann in Sterzing, wo wir schon vor drei Tagen nett bewirtet wurden. Um 16h gibt es nur noch kalt. Zwei riesige Schinken/Wurst/Käse Platten werden fix für uns gezaubert, welche unsere Mägen wieder höher hängen. Bei Innsbruck wird die Orientierung noch mal schwierig. Wir verlieren einen nach dem anderen aus der Gruppe und Lorenz darf nicht mit auf die Autobahn, weil er immer noch keine Vignette hat. Irgendwie finden wir uns an einer Tankstelle wieder zusammen und fahren Richtung München. Da es schon halb neun ist, als wir in Grünwald ankommen, beschließen wir im verbliebenen Kreis noch gemeinsam zu Abend zu essen, um die Fahrt gebührend abzuschließen.
Todmüde fahren wir ins Hotel und gehen dann früh schlafen.
Tag 5: Rückreise nach Mainz
Auch für uns ist heute Rückreise. Da wir aber noch den Vormittag etwas Zeit haben entschieden wir uns noch spontan ins nahegelegenen BMW Museum zu fahren. Autos gucken macht ja immer Spaß. Danach machen wir uns auf die Rückfahrt, die ohne Probleme verläuft. Wir bleiben von weiteren Reifenpannen, wie bei der Hinfahrt verschont…zu lesen HIER.
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Fotos: Susana de Val & Markus Haub