Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. So auch bei uns.
Vor dem Start der Zylinderwallfahrt Tour mit Freunden aus München am 1.Mai wollten wir noch ein paar Tage Urlaub in Seefeld verbringen und machten uns deshalb schon am Samstag auf den Weg in Richtung Alpen. Mit dem 9110101621er, denn der war ja wieder fit, nachdem die Schaltungsproblematik endlich gelöst worden war. Wir fahren also extra zeitig in Mainz los, um am Nachmittag im Hotel zu sein. Bissi relaxen, bissi wandern vielleicht.
Aber sehr weit sind wir nicht gekommen Auf der Autobahn bei Pforzheim zog das Auto plötzlich zum Fahrbahnrand und ich konnte mich noch auf den nahegelegenen Parkplatz retten. Ein platter Reifen vorne rechts. Scheiße, denn es ist Freitag Mittag UND ich habe nur ein Not-Faltrad Marke Continental aus den 80ern im Kofferraum. Das montiere ich und merke schon beim Aufpumpen mit dem Kompressor, dass es am Ventil Luft verliert. Weit kommen wir damit also nicht. Währenddessen telefoniere ich die Gegend nach einem Reifenhändler ab. Einer ist schließlich willig sich unserem Problem anzunehmen, macht aber um 11:30 dicht. Es ist 11:10h und wir das wird knapp. 20 Minuten später sind wir da und ein Mitarbeiter schaut sich unsere Sache an.
Problem eins: unser Format mit 15 Zoll hat er natürlich nicht. Ist etwas exotisch. Der Reifen ist durch die kurze Weiterfahrt auch nicht zu retten. Problem zwei: einen passenden Schlauch, der da reingehört, hat er auch nicht. (Schläuche sind heutzutage nicht mehr so gefragt, glaube ich…) Aber er will uns wirklich helfen, was ich ihn ausgesprochen hoch anrechne, denn wir wären sonst komplett am Arsch gewesen und hätten nicht weiterfahren können. Er holt aus dem Lager drei verschiedene Reifen, die ungefähr passen können. Einen alten Käfer-Reifen, den er aber gleich wieder aussortiert. Die Wahl fällt auf einen M+S Winterreifen, 15“ und ähnlich groß vom Umfang. Das Loch im alten Schlauch wird kurzerhand vom Gesellen mit zwei riesigen Flicken geflickt. Alles wieder zusammengebaut und montiert und wir können weiterfahren. Zumindest bis nach Österreich und nicht allzu schnell. Herzlichen Dank nochmals an die Firma Pneuhage Reifendienste!!!
Der Rest der Reise verläuft problemlos, aber ich fahre wie auf rohen Eiern und mit spitzen Ohren. Man weiß ja nie. An einer Tankstelle merke ich, dass der neue (alte) Reifen ebenfalls leicht Luft verliert und fülle nochmal auf. Eine Lösung für die ab Mittwoch startende Zylinderwallfahrt ist das also nicht. Da muss ein neuer Reifen her. Am Montag werde ich mich kümmern.
Endlich angekommen. Im NIDUM.
Gegen 18h kommen wir an unserem Hotel an. Das NIDUM liegt in Mösern bei Seefeld und man hat einen tollen Blick in die gegenüberliegenden Berge. Wir werden nett mit Prosecco empfangen und parken den Porsche in der Garage. Der hat bis Montag Pause. Das Hotel ist gut gefüllt, erstaunlicherweise mit recht jungen Gästen, die den Service und das Wellness-Angebot wohl zu schätzen wissen. Viele Alternativen gibt es aber auch nicht, denn um diese Jahreszeit machen die meisten Hoteliers auch mal Urlaub und haben dicht.
Wir machen uns auf in den Spa-Bereich, der um 20h schließt. Vom mollig warmen Außenpool hat man einen super Blick ins Grüne. Nach all dem Stress mit dem Reifen können wir endlich durchatmen und uns hängen lassen. Der perfekte Ort dafür. Sehr schön ist auch das kleine Saunahäuschen, welches über eine Hängebrücke zu erreichen ist und von wo man ebenfalls einen schönen Ausblick auf die umliegenden Berge hat. Schwitzen mit Panorama. Wir erhaschen noch die letzten Sonnenstrahlen, planschen im Jakuzzi und dösen noch etwas auf den Liegen auf der Terrasse.
Nach dem Abendessen gehen wir noch auf einen Absacken (Österreichischer Gin mit Rosmarin) an die Bar, wo sich ein Gesangsduo um die Stimmung kümmert.
Der nächste Tag
Am nächsten Tag wollten wir eine kleine Wanderung machen. Das Wetter ist nicht so dolle, es regnet leicht und ist saukalt, aber das schreckt uns nicht ab. Die Rezeptionistin empfiehlt uns eine schöne Route vorbei an drei Seen hin zur Wildmoosalm und dann runter nach Seefeld. 3-4 Stunden. Das machen wir. Unterwegs lässt der Regen nach und wandelt sich manchmal in Schnee, der auch noch hier und da am Wegesrand liegt. Nach ein paar Stunden kommen wir auf der Alm an und lassen und Bratkartoffeln mit Spiegelei kommen. So gestärkt gehts weiter nach Seefeld und dann zurück nach Mösern. Es fängt immer stärker an zu schneien und wir sind etwas durchgefroren, als wir ankommen und wärmen uns gleich mal im heißen Wasser auf, genießen den Wintereinbruch und fühlen uns wie die Affen, die in Japan im Winter in den heißen Quellen baden.
Montag, auf nach München!
Es ist Montag und heute wollen wir in Richtung München aufbrechen. Über Nacht hat es weiter geschneit und alles ist weiß. Glücklicherweise sind die Straßen aber frei. Ich telefoniere mit einem Reifenhändler wegen des zu ersetzenden Pirellis. Er hat in auf Lager und ich kann gegen 14h vorbeikommen. Zuvor muss ich den in den letzten Tagen wieder platt gewordenen Reifen mit dem Kompressor aufpumpen. Das kenne ich ja schon…
Schloss Linderhof
Wir haben also den Vormittag noch Zeit und können am Schloss Linderhof vorbeifahren. Das liegt fast auf dem Weg. Eigentlich ein Traumziel, doch bei dem Schneewetter eher nicht so ideal für einen Besuch.
Wir machen eine Führung mit und bekommen alles haarklein von der Mitarbeiterin in einer Mischung aus Bayerisch und Englisch erzählt. Linderhof wurde in mehreren Bauabschnitten von 1869 bis 1886 nach dem Vorbild von Versailles errichtet. Es ist das kleinste der drei Königsschlösser und gilt als Lieblingsschloss des Märchenkönigs. Schon damals war es mit Elektrizität ausgestattet, konnte über ein durchdachtes Kaminsystem beheizt werden und hatte sogar ein Tischleindeckdich. Der Esstisch konnte durch eine Mechanik nach unten in die Küche gelassen werden, wurde gedeckt und wieder nach oben gefahren, so dass der König alleine speisen konnte. Im Park ließer die riesige Venusgrotte erbauen, die jedoch seit Jahren renoviert und die Arbeiten werden wohl auch noch fünf weitere Jahre dauern.
Sie ist je nach Beleuchtung durch die elektrische Lichtanlage der Blauen Grotte auf Capri oder der Venusgrotte im Hörselberg aus Wagners Oper Tannhäuser nachempfunden und konnte mit sieben Öfen auf angenehme 20 Grad beheizt werden. Es gab einen Regenbogen-Projektions Apparat und eine Wellenmaschine um die Illusion perfekt werden zu lassen, wenn sich Ludwig auf dem See herumrudern ließ.
Der Reifen…
Beim Reifenhändler angekommen erfahren wir, daß er den Pneu nicht montieren kann. Also packe ich den Reifen ein und muss wieder rumtelefonieren (danke für die vielen Tipps aus der Community!). Manche haben keine Zeit oder keine Lust oder der Mitarbeiter ist im Urlaub und überhaupt ist übermorgen Feiertag und alle schlafen schon. Schlußendlich findet sich ein Montagebetrieb im Umland, der uns hilft und den Schlappen endlich auf die Felge wuchtet. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn ich sah schon wieder die geplante Ausfahrt ins Trentino in Gefahr.
München
Am Abend kommen wir endlich in München an und haben uns zum „Ersten Münchner Designer Stammtisch“ verabredet. Was für ein Spaß, was für eine Sauferei! Die, die dabei waren, wissen wovon ich spreche-soweit sie sich erinnern können .(Die auf dem Foto abgebildete Gruppe entspricht nur ungefähr der originären Stammtisch Besetzung. Im Laufe des Abends änderte sich dass immer mal. Und wo ist eigentlich Sebastian???)
In München tut sich einiges in Sachen Autodesign. Die Chinesen sind schwer engagiert und rekrutieren gutes Personal für ihre Start-Ups, die hoffentlich nicht zu Close-Ups werden. Wilde Zeiten also. Abwarten…
Touri-Tour durch die Stadt
Mit etwas Kater geht der Dienstag gemütlich los. Das Frühstück lassen wir sausen und widmen und gleich dem Kaffee und Mittagessen. So gestärkt erkunden wir die nahe gelegene Münchner Innenstadt zu Fuß. Frauenkirche, Rathaus, Maximilianstrasse, Hofbräuhaus. Wo man so als Tourist halt hingeht.
Wir enden in der Pinakothek der Moderne. Eigentlich wegen der Autos. Hier stehen einige Design Ikonen. Ein Porsche 911 (G), ein Tatra 87, NSU RO80, Citroen DS 21, Käfer Typ 11, ein Steyr 55 Baby, ein Adler Typ10 oder auch der Autonova Fam von 1965 von Pio Manzù und Michael Conradt. Er ist nur 3,50 Meter lang und bietet eine optimale Raumausstattung und Platz für fünf Personen. Schlaues Ding.
Aber auch die Kunst kommt nicht zu kurz. Matisse, Picasso, Dali, Miro, Kirchner, Nolde, Delaunay, Kandinsky, Magritte, Schlemmer, Baselitz und Beuys… in den 35 Sälen hängt einfach alles was Rang und Namen und Bedeutung in der Kunstgeschichte hat. Die Sammlung ist wirklich riesig und absolut sehenswert! Und der Rhabarberkuchen in der Cafeteria ist auch sehr lecker…
Der Abend gehört Freunden, von denen wir einige jahrelang nicht mehr gesehen hatten. Es wird aber nicht so spät und auch nicht so feucht. Denn am nächsten Tag müssen wir früh raus und fit sein. Es geht zur Zylinderwallfahrt. Eine viertägige organisierte Ausfahrt nach Italien und darauf freuen wir uns sehr, denn es ist der eigentliche Grund unserer Reise nach München. Aber davon erzählen wir im nächsten Post…
Fotos: Susana de Val & Markus Haub