Der 120m hohe Trümmerberg im Westen Berlins ist ein geheimnisvoller Ort, errichtet aus 100 Millionen Kubikmeter Schutt der vom Krieg zerstörten Gebäude. Die Amerikaner bauten dann hier zur Zeit des Kalten Krieges eine riesige Abhörstation mit fünf Antennenkuppeln, verließen sie aber 1992. Danach wurde die Anlage noch zur Überwachung des zivilen Luftraums genutzt, verfiel nach 1999 jedoch, da sich ein Bauprojekt mit Hotelanlage, Spionagemuseum und schicken Wohnungen nicht realisieren ließ. Erst 2010 gelang es, auf der vom Vandalismus gezeichnete Anlage so was wie einen geregelten Besucherbetrieb zu ermöglichen und eine Graffiti-Galerie- die größte Europas zu initiieren.
Lohnt sich ein Besuch? Ich hatte in einigen Foren versucht das zu recherchieren. Von Diner geführten Tour wurde meist dringend abgeraten und auch sonst war der Zustand als total vermüllt und keineswegs interessant beschreiben worden.
Wir sind also trotzdem hingefahren und wurden nicht enttäuscht.
Nach einigen Kilometern durch den Wald geht es ein Stück bergauf und man kommt an die umzäunte Anlage. Parken kann man bequem direkt unterhalb des Eingangs neben einigen bunt bemalten Schrottautos. Über eine Treppe gelangt man direkt auf das Areal. Es ist Ende Dezember und nur einige wenige Besucher schlendern herum. Trotz aller Zerstörung ist es nicht gammelig. Die Kunst ist allgegenwärtig und grandios. Die beste Galerie von Berlin! Unzählige, riesen grosse Murals scheinen erst vor Kurzem hier entstanden zu sein. Keine Ecke blieb unbemalt. Wir stoßen auf das “Institut für alles Mögliche” oder die “Praxis für Wahrnehmungschirurgie”. Im Garten finden wir Baumhäuser, von überraschender architektonischer Qualität. Manche Gebäudeteile sind nicht begehbar, auch auf den großen Turm kann man derzeit nicht hinauf. Andere sind jedoch geöffnet und zeigen eine Art riesigen Ausstellungs- -wohnraum im Alt-Berliner Kneipenstil . Es war wohl frührer die Kantine. Bilder hängen an den Wänden, Sofalandschaften schaffen Gemütlichkeit, einige Bierflachen stehen noch herum und zeugen von der letzten Party. Es sieht bewohnt aus. Das alles ist durchaus inspirierend, auf jeden Fall einen Besuch wert und wäre es Sommer, wären wir gerne noch länger geblieben , um den Blick vom höchsten Berg Berlins ausgiebig bei einem lauen Lüftchen zu genießen. Aber heute wird es um vier Uhr schon dunkel und so setzten wir unseren Berlin Besuch andernorts fort.
Fotos: Markus Haub & Susana de Val