SICK ALPS RIDE THRU 2020

Da die eher familiäre Sick Alps Ride Thru Porsche Tour im letzten Jahr ein voller Erfolg war, haben sich Kerstin und Moritz  (flat6high5) wohl gedacht, die Nummer in diesem Jahr etwas größer aufzuziehen. Am Ende sollten 24 Porsche und über 40 Teilnehmer mit dabei sein und ein großartiges Wochenende in den Alpen rund um den Großglockner verbringen. 

SICK war von langer Hand geplant. Um die Spannung aufrechtzuerhalten und die Vorfreude zu steigern bekommen wir alle im Vorfeld wundersame Paketen nach Hause geschickt. Der Inhalt sind Infokarten zum Ablauf und allerfeinste Puma-Turnschuhe oder T-Shirts! Danke Andy (workdriveballance)! An Kleidung sollte es also nicht fehlen und so wandern am Tag vor der Abreise nur noch nur ein paar andere Sachen in den Koffer. Viel war es nicht, denn die Wetteraussichten waren grandios. 

Auf nach Zell am See!

Wir fahren mit unserem 1968er SWB 911 schon einen Tag früher nach Zell am See um einen guten Freund zu besuchen. Ich hatte hier vor 25 Jahren mal Praktikum gemacht und komme immer wieder gerne zurück.

Da noch etwas Zeit bis zum Abendessen ist, schnuppern wir schon mal Grossglockner-Hochalpenstrassen-Luft. Wir holen uns ein Drei-Wochen-Ticket und sind so gut ausgerüstet für die nächsten Tage. Je weiter wir hochfahren, desto nebeliger wird es. Dicke Suppe ist angesagt und es erinnert mich an eine Alpen-Tour im letzten September von Kals nach Zell, als Dauerregen und Nebel uns das Panorama verbauten und das dreistündige Mittagessen das Highlight des Tages bleiben sollte. 

Fast wollen wir schon wieder umdrehen, als bei 2000 Metern die Sonne herauslugt und wir ein Stück blau im Himmel sehen. Es passt perfekt zur Farbe der Wallack Rotationspflüge, die hier seit 1953 unermüdlich im Einsatz sind und dafür sorgen, dass die Straße von Anfang Mai bis Ende September befahrbar ist. 

Donnerstag: Grossglockner Schnuppertag und Ankunft bei SICK

Am nächsten Tag ist erstmal Ausschlafen angesagt, denn wir müssen Kräfte sammeln für die SICK Ausfahrt. Gegen Mittag können wir in unserem Basislager Hotel Post in Bruck schon mal Gepäck abladen und kurz Hallo sagen.

Den Rest des Tages nutzen wir zum erneuten Aufstieg der 36 Kehren zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, wo der höchste Berg Österreichs den 9km langen Pasterzen-Gletscher überragt. Tagsüber ist hier im August freilich viel los aber wenn man sich die Mühe macht 50 Meter zu laufen, kehrt Ruhe ein und man kann Hummeln, Murmeltiere oder einen Steinbock sehen. Vielleicht sind es auch nur ferngesteuerte Attrappen für die Touristen, wir wissen es nicht… 

Treffpunkt in Bruck

Am Abend rollen alle an. Es gab nur einen Ausfall im Vorfeld, also sind wir 24 sehr unterschiedliche Porsche. So gut wie alle Modellreihen sind vertretet und das macht es sehr bunt. Nicht unbedingt farblich gesehen, da herrscht schwarz grau oder weiß vor. Aber Marios „Orange“ rundet die Farbpalette ab und macht sich immer gut auf den Fotos. 

Wir sitzen alle gemütlich im Garten und freuen uns auf den nächsten Tag. Früh in die Heia ist angesagt, denn es geht SEHR zeitig raus! Die freiwillige „Early Bird Tour“ startet um 5.15h. Wer mich kennt, weiß, dass ich den frühen Vogel gar nicht kenne und Sonnenaufgänge nach durchgemachten Nächten als eher störend empfinde. Nunja, einmal ist keinmal und auch ich kann eine gewisse Vorfreude nicht verbergen. Dennoch sorge ich mich, wie ich den Rest des Tages überleben sollte und kaufe mir an der Tanke heimlich ein Red Bull- das österreichische Nationalgetränk, welches mir in der Not Flügel verleihen soll. 

Day 1: Früh raus und zweimal über den Berg…

Es ist noch dunkel, fast alle sind in der Frühe mit dabei. An der Mautstation sammeln wir uns noch mal kurz und dann geht es durch die Dämmerung bis zum Fuscher Törl auf 2428m. Andächtig parken wir in Reihe, genießen die Stille und warten auf die Sonne, gerade hinter den Gipfeln hervorkommt.  Von der Edelweißspitze hat man einen noch besseren Blick. 2571 ist der Punkt gelegen und bietet Sicht auf über 30 Dreitausender. Im Tal hängen die Wolken wie ein Teppich aus Watte.

Um 7:30h sind wir zurück im Hotel zum Frühstück, haben eine Stunde zum Kaffeetrinken, um dann erneut in den Tag zu starten.  Das machen allerdings auch alle Fahrradfahrer so. Die Fahrbahn ist nun schon deutlich belegter und das verhindert eine flüssige Auffahrt. 

Erstes Ziel ist die Nockalmstraße. Eine erst seit den 80ern zu befahrende Privatstrasse mit 52 Kehren auf 35 Kilometern. Fahrspaß war also angesagt und der Magen wurde hier auch aufgefüllt. Das Karlbad Anwesen ist  über 300 Jahre alt und liegt auf 1693m Höhe. Auf der knallvollen Terrasse waren einige Plätze für uns reserviert und wir wurden mit „Der Bus ist da!“ begrüßt. Nur ein älteres Ehepaar murmelte „Die Porschefahrer hams immer Vorrang…“. Hihihi….

Das Karlbad

Bei strahlendem Sonnenschein gab’s eine super Jause mit zünftiger Musik, Schinkenspeck, Kümmel-Käse und Wurst,  dazu eine Art Käsenocke und einen der besten Kaiserschmarrn den ich je gegessen habe. 

Das alles wird herausgetragen aus einem nur im Sommer bewirtschafteten Haus ohne Strom und Telefon. Es gibt auch 7 Gästezimmer, die auf vier Jahre hinaus ausgebucht sind. Warum?

Die Besonderheit ist ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes Heilbad im unteren Teil der Alm. Rheuma- und gichtgeplagte  Bauern kamen einst hierher, um sich von der harten Gartenarbeit zu kurieren. Ein „Bauern-Spa sozusagen.“ Das Ritual beginnt in den frühen Morgenstunden. Zerkleinerte Steine des Karlbaches werden in der Glut von Lärchenholz auf bis zu 1000 Grad erhitzt, dann in Trögen in die aus ausgehöhlten Baumstämmen bestehenden und mit Quellwasser gefüllten „Badewannen“ geworfen. Die Steine zerspringen durch die Abkühlung, wodurch sich Mineralien lösen und heilsamer Dampf entsteht. In dieses ca 40 Grad heiße Wasser legt sich nun der Gast um zu entspannen. 

Weiter geht’s Richtung Gmünd hinauf zum Malta Stausee. Hier waren wir 2014 schon mal mit der Kiska CrossRoads Designers Rallye. Damals blieben wir auch im Berhghotel über Nacht. Unvergesslich die abendliche Stimmung, wenn alle Tages-Besucher wieder im Tal waren. Wir sind leider nicht allein. Der Ausblick ist trotzdem schön und die Pause willkommen. Für die Rückfahrt gibt es zwei Optionen: Autozug oder dieselbe Strecke zurück über den Großglockner. 

Die Wahl fällt auf letztere. Highlight des Tages ist die Auffahrt der Passstraße. Auf letzter Rille verfolgen wir Paul und Guido in ihrem weißen F-Modell, Moritz und Kerstin im 65er im Rückspiegel.  Fast nur im zweiten Gang zwirbeln wir mit größtmöglicher Schwungmitnahme durch die Kurven, drehen den Motor bis 7000 und können an der Tankuhr den Spaßfaktor ablesen. Es sind diese  Gänsehautmomente, wo einfach alles passt, der perfekte Flow. 

Day 2: In die Dolomiten…

Der Samstag führt uns in die Dolomiten. Der Early Bird fällt heute mangels Nachfrage aus. Zu tief steckt uns der Vortag in den Knochen. Im Pulk geht es wieder die tägliche Strecke hinauf. Nun schon zum fünften Mal! Langsam kennen wir jede Kurve. Trotzdem ist es jedes Mal anders. Nach Pipipause im Supermarkt und Einsammeln der Verlorengegangenen Teilnehmer erreichen wir die italienische Grenze. Vorbei an den drei Zinnen, durch Cortina d’Ampezzo hinauf zum Passo Falzarego. Hier wartet auch die Vesper. Das Ristorante da Strobel hat einen Teil des Parkplatzes für uns abgesperrt. Das kommt gut an, denn hier oben ist auch die Hölle los. Wie überall. wir sind nicht allein. Ferienzeit ist Leidenszeit (für Porschefahrer).  

Nach lecker Essen (Schinken, Käse, Kaffee) schwingen wir unsere inzwischen vom Schweiß getrockneten Hintern wieder auf die Kunstleder-Sitze unseres 911. Wo einst schon Stirling Moss platzgenommen hat, um in Goodwood ein paar Runden zu drehen (leider nicht mir mir, sondern mit dem Vorbesitzer), fährt seitdem die Ehrfurcht mit und verleiht dem Wagen vielleicht zu ein paar extra Kilometer Höchstgeschwindigkeit. Er wurde halt gut eingefahren. 

Für die große Dolomitentour mit Sella, Pordoi oder Grödner Joch bleibt leider keine Zeit. Das hätte das Nachtessen im Hotel in Gefahr gebracht. Deshalb nur die kleine Runde über den Passo di Giau. Hier wäre ich gerne mal ausgestiegen, denn der Blick war gigantisch. Aber kein Platz zum Parken, keine Zeit und überhaupt immer ein guter Grund noch mal herzukommen. Der Rest ist schnell erzählt. Dieselbe Strecke zurück. Wieder kurz vor der Nachtsperre (um 19:45 ist letzter Einlass) huschen wir durch die Mautstation in Heiligenblut. In der Kurve vorher wurden wir von einer Gruppe Saufkumpanen, die es sich mit Liegestühlen bequem gemacht haben lautstark empfangen. „Hohoho. Ihr hupt, wir saufen!“ stand da auf dem Schild. Haben wir natürlich gerne gemacht. 

Highlight dieses Tages ist ebenfalls wieder die Auffahrt zum Pass. Diesmal sind Kerstin und Moritz vor mir und ich hefte mich an den Doppelauspuff. Wieder volles Hörnchen durch die Kurven. Susana fällt beim Fografieren und Filmen fast aus dem Fenster. Das hat Spaß gemacht! Beim Abschlussfotos auf dem Parkplatz kühlen Puls und Motoröl wieder ab. Nice!

Der Abschlussabend verläuft gesellig in großer Runde und bei Zirbenschnaps (vom Karlbad). Und als die offiziellen Quellen im Hotelrestaurant versiegen, holt Karsten noch zwei Flaschen  Rotwein vom Zimmer, den er sich für die Rückreise im Autozug aufgespart hatte. Das war fein und verlängerte den Abschied bis zwei Uhr morgens. Sehr zum Leidwesen der holländischen Hotelchefin, die sich am nächsten Morgen muffelig im Angesicht der leeren Gläser um ein Stück Umsatz geprellt sah. Wahrscheinlich schaltete sie deshalb um Punkt 10 die Kaffeemaschine aus. Gut, dass ich mir gerade noch einen rauslassen konnte.  

Abschied fällt immer schwer und dauert lange.  Ungern reißen wir uns los, aber die Heimreise wartet, es ist heiß und Stau wird es auch geben. Also los, es nützt ja nichts. Gegen Abend kommen wir ziemlich durchgequirlt in Mainz an, fallen alsbald ins Bett und träumen von den Kurven am Großglockner…Danke an alle, die dabei waren!

Danke an Kerstin und Moritz für die tolle Organisation und die vielen Geschenke und Momente!

Fotos und Text : Susana de Val & Markus Haub