1989 sorgte der Designer und Prototypenbauer Bernd Michalak auf der IAA in Frankfurt mit einem radikalen Roadster für Aufsehen.
Nur sechs Wochen vor Ausstellungsbeginn bekam er von der Messegesellschaft die Nachricht, eine größere Standfläche zur Verfügung zu haben und entschloss sich deshalb nicht nur den Strandwagen „Topino“ mit Anhänger auf Opel Corsa Basis zu zeigen, sondern auch einen lang gehegten Wunsch umzusetzen: einen puristischen Renner nach Vorbild des Lotus Super 7. Modern, minimal, flach, ohne Türen und mit teilweise freistehenden Rädern sollte er sein und auf einem Ferrari basieren.
Michalak kommt heute noch ins schwärmen, wenn er von dem Projekt erzählt. „In Maßstabsmodellen haben wir verschiedenen Lösungen angedacht und ausprobiert. Irgendwann kam als Design-Idee ein durchgehender Zylinder ins Gespräch und wurde schnell mit einer Pappröhre umgesetzt. Wir sahen, daß sich damit lenken und auch einfedern ließ. Dann war klar, dass wir das so machen werden!“ Ein befreundeter Designer wurde damals zur Kritik eingeladen. Seiner Meinung nach war die Lösung formal nicht ideal, sie würde aber im Gedächtnis bleiben. Für die 3D-Visitenkarte eines Modellbaubetriebs also ideal! Die Fertigung des 1:1 Hartschaum-Modells erfolgte mit den damals verfügbaren Mitteln. Vom kleinen Modell wurden Schablonen abgenommen und auf 1:1 vergrößert. CAD und CNC Technologie gab es noch nicht. Für die Reifen wurde eigens ein Profil ausgedacht, welches von der Dunlop Rennabteilung umgesetzt wurde. Als technische Basis diente ein einfacher Rohrrahmen mit Querlenkern und einer Lenkung. Der Cilindro wurde mit großem Erfolg in Frankfurt und im darauf folgenden Jahr auf dem Genfer Autosalon gezeigt und Michalak konnte so seinen Modellbau Schwerpunkt in Richtung Exterior erweitern und internationalere Kunden gewinnen.
1993 folgt dann der Conciso
Doch das Modell des Cilindro war nicht fahrbereit und so wurde für die IAA 1993 eine Weiterentwicklung präsentiert: Der Conciso getaufte Wagen baute nun auf einem Ferrari 328 auf. Das Grundkonzept ist geblieben, aber die Idee der mitlenkenden Kotflügel mussten aufgegeben werden, da die Lösung nicht mit der Lenkgeometrie des Ferrari Chassis funktionierte.
Nach einem 1:5 Modell wurde in Italien die Aluminiumkarosserie geschneidert, das Interior wurde aus Fiberglas in den Werkstätten in Mainz gefertigt. Mit seinen 270 PS und einem Gewicht von nur 982kg fing mit der nur 93cm hohen Flunder der Spaß dort an, wo er bei anderen Sportwagen aufhörte. Empfehlenswert war es, die Helme zu tragen, die in den extra in den Seitenverkleidungen integrierten Fächern verstaut waren.
Was der Prototyp zu leisten vermag, wurde noch vor der Messe bei Fahrtests auf dem Hockenheimring unter Beweis gestellt. Das Design wurde damals mit dem zweiten Platz bei den Eurosign Design Awards prämiert, hinter dem Bertone Blitz.
Testfahrt auf dem Hockenheimring
IAA Frankfurt 1993
Ich erinnere mich noch daran, den Conciso auf der IAA in Frankfurt gesehen zu haben und mich mit Bernd Michalak und seiner Frau unterhalten zu haben. Ich studierte damals schon in Pforzheim und war auf der Suche nach einem Praktikumsplatz im Designbereich. Freilich hätte ich mir damals nicht träumen lassen, dass sich durch einen Zufall 18 Jahre später unsere Wege wieder kreuzten. Ich konnte 2011 seinen privaten Ferrari 308 GT4 kaufen, den er 1988 erstand und von 1989 über fast zehn Jahre hinweg restauriert hatte und nun schweren Herzens abgab.
Der Conciso heute:
Nachdem der Conciso auch auf dem Genfer Autosalon 1994 gezeigt wurde, ist er nach Kanada verkauft worden, kam 1998 nach Europa zurück und wurde 2018 an einen Amerikaner versteigert. Zu großer Berühmtheit gelang er schließlich in einer Episode in „Jay Leno’s Garage“. Das Video gibts hier: Jay Leno’s Garage
Fotos: Bernd Michalak
Fotos IAA 1993: Markus Haub
Fotos mit Jay Leno: Jay Leno’s Garage