Seit 120 Jahren gibt es den Auto Salon in Paris nun schon. Inzwischen hat sich die Welt jedoch ein wenig auf den Kopf gestellt und man sollte das Konzept der Automesse neu überdenken, sonst wird es zum Auslaufmodell und ist in zwei Jahren weg vom Fenster. Das ist zumindest mein Eindruck, wenn ich so über das Ausstellungsgelände an der Porte de Versailles laufe. Vor zwei Jahren war es schon etwas mau und nun klaffen grosse Lücken und Löcher auf den Flächen der Messehallen und bezeugen die Abstinenz vieler Hersteller.
Allen voran VW, aber auch Opel hätte man einen Stand in der neuen Heimat gönnen können. Ford, Mazda, Nissan, Infiniti, Bentley, Subaru oder Alfa Romeo fehlen und die Exoten wie Aston Martin, Lotus oder Lamborghini werden auf einen mittelprächtigen Händler-Stand geschoben. Warum sollte man als Besucher also 18 Euro bezahlen? Ich weiss es nicht.
Einige Lücken wurden mit chinesischen Marken aufgefüllt. Die sind im kommen- sagt man. Dabei sind sie schon längst unter uns. Nicht als unsichtbare Ausserirdische, sondern in grosser Anzahl als Besucher, die alles fotografieren und dokumentieren. Und dass nicht mehr wie führer, um es dann nachzubauen. Nein, um sich zu versichern, dass die alte Welt schon längst den Anschluss an das sich mit rasender Geschwindigkeit entwickelnde Reich der Mitte verloren hat. Die Digitalisierung und Elektrifizierung des Landes ist in vollem Gange, Stinker verboten, feste E-Auto-Quoten eingeführt. Während in Deutschland die Autoindustrie der Politik beim Dieselskandal und Schummelsoftware auf der Nase herumtanzt, werden im autoritären China Nägel mit Köpfen gemacht. Die Zukunft wird staatlich verordnet, die Bürger im Sozialpunktesystem überwacht und zur Modernisierung gezwungen, aeehhh motiviert und so das Land voran gebracht. Alte Welt trifft neue Welt. Aber bis einer gewinnt oder uns das alles um die Ohren fliegt, gehen wir mal weiter über die Messe und schauen uns nach hübschen Sachen um.
Die Franzosen lassen sich ja hier nie lumpen und deshalb steht am Peugeot Stand ein interessantes Auto. Der e-Legend ist eine autonom und elektrisch fahrende Homage an das 504 Coupé. Kein Retro im herkömmlichen Sinn, sondern ultramodern in der Anmutung. Filigranes Dach, kleine Räder, türkis-pluschiges Interior. Das alles hat sehr viel Geschmack und gefällt. Renault geht es etwas radikaler an und vollendet die EZ-Serie mit dem “Ultimo”, einem luxuriösen Cocoon, in dem man sich vom Hotel Ritz zum Flughafen kutschieren lassen könnte. Man geniesst das gediegene Ambiente aus Marmor, Messing, Holz und Leder, während man durch die Facettenfenster hinaus, aber nicht hinein schauen kann. Am Ferrari-Stand sehen wir die beiden Geschwister Monza SP1 und SP”. Sie sind die erste Kostprobe der neuen “Icona” Serie. Inspiriert durch die Barchetta Rennwägen der 50er Jahre, enstand ein puristisches Auto auf Basis des 812 Superfast, welches nun in Kleinserie an handverlesene Stammkunden verkauft wird. Als Ein-oder Zweisitzer.
Was wurde sonst noch präsentiert? Der neue BMW 3er, 8er, X5 und der Z4, der Tesla Modell 3, der Mercedes-Benz EQC, die neue B-Klasse, der AMG 35 und das GLE SUV. Ausserdem Das SEAT SUV Tarraco, Skoda Vision RS, Audi A1 Sportback, SQ2, Q3, Q8, A6 Avant, e-tron, Citroen DS3 Crossback, Kia e-Niro (oder De Niro??), Proceed und Ceed GT, Porsche Speedster Concept, Suzuki Jimny, Toyota Corolla oder die von Pininfarina eingekleideten vietnamesischen Vinfast SA 2.0 und A 2.0. Also, auf nach Paris, solange es die Messe noch gibt.