Flashback 1988: Visit Ferrari at Maranello

Die 80er Jahre waren eine besondere Zeit für Ferrari. Die Popkultur liebte den 308, der 288 GTO setzte die Welt in Brand und der F40 hatte eine neue Generation von Superautos inspiriert. Als Kind war ich Mega-Fan der Marke  und die legendären Straßenautos hingen in Form von Postern an den Wänden meines Zimmers.


Im August 1988 starb Enzo Ferrari und im nur einen Monat später stießen Gerhard Berger und Michele Alboreto beim GP von Italien in Monza McLaren mit einem unerwarteten Doppelsieg vom Podium. Es war der einzige Sieg in jenem Jahr und erschien wie der letzte Gruß des Commendatore.

Nur wenige Wochen später war ich mit meinen Eltern in Österreich im Wanderurlaub und eines regnerischen Tages überzeugte ich sie, einen Tagesausflug Italien zu machen. Nicht irgendein Teil Italiens… Maranello! Es war mein größter Wunsch zu sehen, wo die Autos meiner Träume entstehen.

Es war wochentags, also wurde gearbeitet. Als wir das Ortsschild passierten, konnte man schon in der Ferne die Geräusche der F1-Renner hören, die auf der Fiorano-Strecke getestet wurden. Als Pilgerstätte diente das Tor vor der Fabrik. Ein Museum gab es damals noch nicht, nur einen kleinen Ausstellungsraum mit vier Exponaten im Gebäude des Haupteingangs. Davor parkte ein 288 GTO. Plötzlich hob sich die Schranke und ein F40-Testwagen parkte direkt neben mir. Als der Fahrer ausstieg, fragte ich irgendwie, ob ich mich mal reinsetzten darf. Er ließ mich gewähren und ich konnte mein Glück kaum fassen. Ein unbeschreibliches Gefühl, vorsichtig über den breiten Schweller in den Schalensitz zu gleiten und ehrfurchtsvoll das Lenkrad mit dem gelben Emblem zu ergreifen. 

Wir beobachteten noch eine Weile das Geschehen, bevor wir zu einem anderen Werkstor gingen. Hier konnte man etwas mehr auf das Gelände schauen und einige parkende Testarossa und 412er sehen. Die Produktion des F40 war angelaufen und die Wagen wurden vor Auslieferung auf den umliegenden Landstraßen getestet. Ebenso ein 328 GTS oder auch ein 2 Liter Turbo und auf dem Gelände erspähte ich sogar einen von nur zwei gebauten 408 4RM Prototypen, bei welchem damals ein Allradantrieb getestet wurde.

Zum Abschluss stand ein Besuch in einem der beiden riesigen Andenkenläden auf dem Plan. Hier gab es alles, was das Tifosi-Herz begehrte. Bücher, Poster, Modelle, originalen Rennwagenteile und signierten Fotos war dort zu finden. Ich hätte hier eine ganze Woche verbringen können. Das Budget war begrenzt, aber mein Vater kaufte mir einen Ferrari-Schlüsselanhänger, den ich viele Jahre wie einen Schatz in einer Schublade aufbewahrte.

Fast 23 Jahre später wurde einen Traum war, ich kaufte mir einen eigenen Ferrari, einen 308 GT4 von 1977. Und der Schlüsselanhänger hatte so nun endlich den passenden Schlüssel bekommen. 

Und mehr noch. 2018 ist ein weiterer Herzenswunsch in Erfüllung gegangen, an den ich schon nicht mehr geglaubt hatte. Zu unmöglich erschien er mir in all den Jahren. Ich hatte die Gelegenheit an der Feier zum 50 jährigen Jubiläum des Ferrari Dino in Maranello teilzunehmen. Wir konnten mit dem eigenen Wagen über die Rennstrecke von Fiorano fahren, vorbei an dem weissen Haus mit den roten Fensterläden, parkten dann zum Mittagessen im Werk, machten eine Besichtigung und wir konnten das Gelände durch jenes Tor verlassen, an welchem ich 30 Jahre zuvor mit meinen Eltern gestanden hatte, um diese Fotos zu machen.  Was für eine Geschichte!