Erstmal ins Elsass…
Das war eine Sause! Drei Tage mit meinem Zwillingsbruder und seinem Sohn durch das Elsass und den südlichen Schwarzwald cruisen, über 1100km haben wir in unserem Ferrari 308 GT4 von 1977 und der 280er Pagode von 1969 zurückgelegt. Gestartet wurde in Mainz, bzw. Frankfurt, dann Richtung Süden auf der Autobahn bis Kandel, durch den Bienenwald nach Frankreich. Vorbei an Strassburg und zur ersten Station in Molsheim an der Bugatti Fabrik. Diese heißt Atelier und hier wird der 1500PS starke Chiron zusammengebaut. Wir sind mit unseren 235 bzw. 170 Pferdestärken etwas schwächer motorisiert, haben aber weiter keine Gedanken darüber verschwendet und machten uns stattdessen weiter auf die Reise durch die wunderschöne Landschaft, durchfahren Obernai und Ottrott und machen einen Mittagsstopp auf dem 763m hohen Odilienberg, auf dem sich das gleichnamige Kloster St Odile befindet. Würstchen mit Pommes für 7,20 Euro. Naja, das ist noch steigerungsfähig. Die Route führte uns weiter über Le Hohwald, den Col du Kreuzweg bis zur mächtigen Burg Haut-Kœnigsbourg. Die 260 m lange Anlage thront als Kammburg in 757 m Höhe am Ostrand der Vogesen auf einem mächtigen Buntsandsteinfelsen hoch über der Oberrheinischen Tiefebene und ist eine der höchstgelegenen Burgen im Elsass. Um sich nicht zu verlaufen, wurde ein Rundgang vorgegeben, der durch die verschiedenen Gebäudeabschnitte, Türme Räume führt. Eine weitere Station, die auch dem lieben Neffen gefallen hat, war der Affenwald bei Kintzheim. In einem riesigen Gehege leben über 200 Berberaffen, die man mit Popcorn füttern oder nur beobachten kann. Nach dem Kinderprogramm gab’s dann auch noch was für Erwachsene. Letzte Station für den Tag war im Weingut Domaine Jean Sipp in Ribeauville. Es befindet sich im Herzen der Altstadt in einem eindrucksvollen Bau aus dem Jahr 1416. Wir haben schick im Hof parkiert und uns mal durch einige der zwanzig Cuvées probiert, die die junge Dame und bereitwillig einschenkte. Gewürztraminer, Riesling oder Muscat, Cru und Grand Cru. Alles vom allerfeinsten und wir laden schließlich leicht beduselt einige Kistchen in unsere knapp bemessenen Kofferräume. Bis zum Tagesziel war es ja nicht mehr weit, die 349 Seelen-Gemeinde Zellenberg, in der Nähe von Riquewihr. Das Hotel „Le Riesling“ kann als Stopp in der Region empfohlen werden und unsere Oldies dürfen auch in der Garage schlafen. Bei leckerem Essen auf der Terrasse und Blick in die wunderschönen Hügel und den Kirchturm mit Storchennest endete der erste Tag.
Mit einem Fläschchen Ingwerlikörweiter Richtung Süden, dann zur Schauisland!
Der Samstag beginnt mit einer Fahrt nach Riquewihr und einem kurzen Spaziergang durch das hübsche, aber von Touristen nur so überlaufene Dörfchen. Eine Nippesbude reiht sich an die andere und wir fassen uns kurz, machen ein paar Bildchen von den bunten Fachwerkhäusern und fahren dann weiter zur nächsten Station: Die Schnapsbrennerei Miclo am Ortseingang von Lapoutroie. In dritter Generation schon bemüht man sich hier, leckere Früchte in Hochprozentiges zu verwandeln und in die schlanken Flaschen zu bekommen. Es ist zwar erst Vormittag, aber wir probierten dennoch schon mal ein wenig. Einen Ingwerlikör z.B. und nahmen gleich ein Fläschchen als Andenken mit. Die Route führte über La Bonhomme zum Mittagsstopp bei der Ferme-auberge La Graine Johé. Ein Bauernhof mit Gasthof und tollem Blick ins Tal. Der Munsterkäse ist aus eigener Herstellung und kommt in fast jedes Gericht. Nach der Stärkung ging es den Col de Schlucht (1135m) in Richtung Süden. Vorbei an Skiliften, die im Sommer die Mountainbiker auf den Berg katapultieren, Paraglidern und Kühen. Immer wieder kommt man auch mit netten Franzosen ins Gespräch, die sich über unsere Autos freuen oder uns die Gegend erklären.
Ein echtes Highlight ist die Fahrt über die Routes des Cretes, die Vogesenkammstrasse, zum Le Hohneck, dem mit 1363 Metern dritthöchsten Berg der Vogesen. Der Blick von dort oben ist unglaublich, an klaren Tagen kann man über 150 Kilometer weit bis zu den Schweizer Alpen sehen. Aber mussten weiter, war doch unser nächstes Ziel die Cité de l’Automobile in Mulhouse, welches wir über die D430 erreichten. Als eines der größten Automuseen beherbergt es über 500 Fahrzeuge, allein 123 Bugatti! Wir kamen gerade noch rechtzeitig vor Ladenschluss rein und erfreuten uns an den fast menschenleeren Hallen und den freien Blick auf die Exponate. Aber um 18 Uhr werden die Türen geschlossen und für uns war es Zeit, das Elsass zu verlassen, um uns auf in Richtung Schwarzwald zu machen. Ein Stück über die Autobahn bis nach Freiburg, wo die wir die Schauinsland Strasse unter die Räder nahmen. Motorräder dürfen hier an den Wochenenden nicht fahren. Und da es schon Abend ist, sind wir fast alleine auf der zwölf Kilometer langen Serpentinenstrecke, auf der von 1923 bis 1984 Bergrennen veranstaltet wurden. Bis heute ist sie die längste und kurvenreichste Bergrennstrecke Deutschlands. Nach einem kurzen Spaziergang zum Gipfel folgte das letzte Teilstück des Tages bis zum Hotel in Todtmoos. In dem beschaulichen Dörfchen werden leider um neun Uhr die Bürgersteige hochgeklappt, man bekommt nichts mehr zu essen… Gut für das asiatische Restaurant SaPa, welches noch eine Stunde länger serviert. Und so gab es Thai-Curry statt Schwarzwaldschinken. Und das war garnichtmal so schlecht!
Durch den Schwarzwald zurück
Für den Sonntag stand die Rückreiseroute auf dem Programm. Durch Todtnau, dann über den Feldberg (1493m) weiter zum Titisee. Die ganze Strecke war ziemlich überlaufen und irgendwie wollen alle zum Baden an den See. Wir auch, aber zum Elektroboot fahren. So war es dem Junior versprochen. Also tuckerten wir eine Stunde kreuz und quer hin und her. Von Titi leider keine Spur, nur ein paar Kanufahrer. Egal, weiter ging’s über die Schwarzwald Höhenstrasse Richtung Norden. Wegen eines Motorradunfalls wurde ein Teilabschnitt gesperrt und wir entschlossen uns zu einem kleinen Umweg, welcher sich wegen seiner wunderschönen und autofreien Strecke durchaus lohnte. Dann wieder „Back on Track“, nach Furtwangen, vorbei an Deutschland höchsten Wasserfällen in Triberg und Richtung Autobahn A81. Letzte Station war das Porsche Museum in Stuttgart, wo derzeit noch bis zum 16. Oktober die Sonderausstellung über die Transaxle-Ära zu sehen ist. Nach einem Kaffee, kleiner Stärkung und ein paar obligatorischen Fotos mit dem Ferrari vor dem Museum ging es schliesslich zurück nach Hause. Die Reise ging zu Ende mit den Gedanken an die vielen schönen Impressionen, die fantastischen Strassenpassagen und Ausblicke im Elsass und im Schwarzwald, dem Essen und dem Wein. Eine Reise für alle Sinne!