Dieses Jahr im Februar ging auf große Reise nach Costa Rica. Ein grünes Paradies mit einer unglaublichen Pflanzen- und Tiervielfalt. Das Land hat keine Armee, stattdessen wird in Bildung, Gesundheit und die Natur investiert. Es erzeugt fast 100 % des Stromes regenerativ, ca 27% der Landesfläche stehen unter Naturschutz, es gibt 26 Nationalparks und über 160 Schutzgebiete. Man trennt den Müll und schmeißt nichts einfach weg. Es ist beängstigend sauber, fast schon wie in der Schweiz. Überhaupt kann man sich in vielerlei Hinsicht eine Scheibe von Costa Rica abschneiden.
Das machen wir auch und sind in insgesamt drei Wochen ca 2500 Kilometer unterwegs.
#1: Von San Jose an den Pazifik
Wir landen in San Jose am Abend, holen unseren koreanischen Mietwagen ab und bleiben für die erste Nacht in einem Hotel in der Nähe des Flughafens um nicht mehr weit fahren zu müssen. Gut ausgeschlafen geht es am nächsten Tag nach Frühstück mit Saft, Kaffee, Früchten, Rührei und gebratenen Bananen in Richtung Westen und dann an die Pazifikküste vorbei an Quepos hinunter nach Uvita, unserer ersten Station. Hier wollen wir den Nationalpark Marino Ballena besuchen. Das Thermometer zeigt 36 Grad und es ist feucht. Was für ein Kontrast zum Februar in Europa. Am Mittag erreichen wir das Hotel Uvita Bali Bosque, welches ausserhalb des Ortes liegt. Man muss ein ganzes Stück die staubige Strasse zu den Wasserfällen entlangfahren, dann wird die Strasse steiler und steiniger. Gut, dass wir einen 4×4 gebucht haben. Will nicht wissen, wie das hier in der Regenzeit ist, wenn alles unter Wasser steht…
Das Hotel besteht aus dem Clubhaus und 4 verschieden großen Bungalows im balinesischen Stil. In Indonesien lebte die holländische Familie zuvor, bevor sie nach Costa Rica kam und während 10 Jahren das Projekt mit viel Liebe zum Detail aufgebaut hat. Es liegt am Hang mitten im Regenwald und man hat einen tollen Blick. Wir haben den kleinsten Bungalow mit einer Schiebetür, wie bei einem Tempel. Dieser war eigentlich als Küche im Garten geplant war, dann aber mit einem Bett bestückt wurde und als vollwertiges Häuschen gilt. Man muss sich etwas organisieren beim Auspacken, hat aber eine große Terrasse, um sich auszubreiten.
Hier wird es gegen 18h dunkel und wir haben für den späten Nachmittag eine Sonnenuntergangs-Pferdetour zum Strand gebucht. Mit 7 Pferden machen wir uns auf den Weg, zunächst eine Stück durch den Urwald, wo uns eine Eule von oben aus den Baumwipfeln zuschaut. Nach einer halben Stunde erreichen wir die menschenleere Playa Hermosa und lassen die Pferde durchs Wasser laufen. Der Strand scheint endlos, aber irgendwann mahnt uns der Guide zum umkehren, denn es wird dunkel. Untenrum etwas nass aber sehr glücklich kommen wir im Stall an, gehen noch was essen und entspannen noch etwas bei Grillen zirpen vor unserem Bungalow.
Für den nächsten Tag bekommen wir von unserer Vermieterin den Tipp, einen nahegelegenen Wasserfall zu besuchen. Die Fahrt führt durch einen riesigen Bambuswald und durch einen Fluss. Eigentlich ist es verboten, mit dem Mietwagen Flüsse zu durchqueren. Aber egal… Dort angekommen, klettern wir hinauf zum Wasserfall und sind eine ganze Weile alleine zum Baden und Duschen. Am Nachmittag fahren wir zum Nationalpark Bahia Ballena. Hier formen sich zwei Strände an deren Ende zu einem, der nur bei Ebbe zu begehen ist und die Form der Schwanzflosse eines Wales hat. Wir chillen etwas im Schatten und schnorcheln am Riff entlang. Die Unterwasserwelt ist eher steinig und grau, es gibt bessere Tauchreviere, dennoch sehe ich eine ganze Anzahl von verschiednen Fischen. Snapper, Kofferfisch, klein groß, gelb-schwarz, Tigermuster oder einen mit leuchtend blauen Punkten.
#2: Manuel Antonio
Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich im Haupthaus bei Monique und Hans, den wunderbaren Gastgebern und unterhalten uns noch eine ganze Weile bei selbstgebackenem Brot und Marmelade. Der nächste Stopp ist der Nationalpark Manuel Antonio, der ca 1 Stunde entfernt Richtung Norden liegt. Kurz vorher stoppen wir in unserem nächsten Hotel, dem La Foresta, um unser Gepäck auszuladen. Man sollte nichts im Kofferraum lassen, wenn man das Auto verlässt. Das Hotel ist eher eine pragmatische Lösung, weil es verkehrsgünstig für uns liegt. Es entpuppt sich aber als richtig gut. Auch weil es wunderschöne Wanderwege durch den Urwald direkt vom Hotel aus hat. Und die sind spannender als die im Nationalpark, wie wir lernen sollten…
Im Nationalpark führt ein breiter Steg durch den dichten Wald. Er macht das Begehen für die zahlreichen Besucher sicher einfacher, ist aber etwas unnatürlich. Wir sehen ein kleines Reh, Totenkopfäffchen, Leguane und halten auch einem Faultier Ausschau, die normalerweise tagsüber schlafen und entsprechend schwer zu finden sind. Es gibt verschiedenen Wege zu Aussichtspunkten und Stränden und wir laufen so ziemlich alles ab und haben schon fast Halsstarre, als wir endlich ein Fellknäul im Baum entdecken. Ein echtes, schlafendes Faultier! Besonders schön ist der Strand Manuel Antonio mit warmem Wasser. Zum Tauchen ist es aber zu aufgewühlt. Um 16h schliesst der Park und wir werden von der Trillerpfeife der Wächters hinausgebeten.
Auf dem Rückweg zum Hotel fahren wir noch in einem Restaurant/Bar vorbei. Es heißt El Avion und man hat hier auf den Berg eine C-123 Fairchild Transportmaschine verfrachtet und sie zu einer Bar ausgebaut Ein echter Hingucker!
Am Morgen haben wir noch etwas Zeit und gehen durch den Wald hinter unserem Hotel. Ein echter Geheimtipp! Wir sehen Kapuzieneraffen, Totenkopfäffchen und einen riesigen blauen Schmetterling und auch eine Strasse mit Blattschneiderameisen. Man kann hier richtig viel entdecken und das ist gratis noch dazu. Überhaupt kann man in Costa Rica viel am Wegesrand entdecken. Die Natur ist überall.
#3: Nächste Station: Santa Juana Lodge
Gegen 11 Uhr brechen wir auf zur Santa Juana Lodge, unserer nächsten Station für eine Nacht. Es sind eigentlich nur 30 Kilometer, aber die letzten zehn haben es in sich. Wir müssen über eine steinige Strasse und ein Flussbett Mehrmahls durchqueren. Auch sind wir gar nicht sicher, ob das überhaupt der richtige Weg ist. Manche Orte liegen sehr abgelegen und man hat oft Zweifel, wo man landen wird. Gerade noch rechtzeitig zum Mittagessen kommen wir an. Es gibt Fisch oder Rind mit Reis und Bohnen. Reis und Bohnen gibt es fast immer, auch zum Frühstück wenn man mag. Die Lodge besteht aus viel geräumigen Bungalows, die auf Pfählen im Hang stehen. Unserer hat den Namen „Paz“ (Frieden). Der Ausblick von der Veranda in die Berglandschaft und bis hinunter nach Manuel Antonio ist unbeschreiblich. Die Fenster haben keine Scheiben, nur ein Mückennetz und so hört man die ganze Nacht die Grillen zirpen, die Affen brüllen und andere Geräusche, die wir nicht zuordnen können.
#4: Auf nach Monte Verde
Langsam versuche ich mich an den Tages-Rhythmus zu gewöhnen. Man steht meist mit Sonnenaufgang um 6:30 Uhr auf und geht auch früh schlafen. Um 18 ist es dunkel. Heute fahren wir in Richtung Norden nach Monte Verde. Es sind ca 160 Kilometer, aber der Weg zieht sich wieder mal. Die Schnellstraße an der Küste ist zwar gut ausgebaut, aber stark befahren. In Rancho Grande biegen wir ab und fahren auf Nebenstraße weiter, die letzten 20 Klometer auf unbefestigter Schotterpiste. Die Straße soll seit Urzeiten ausgebaut werden, aber die Arbeiten ziehen sich bis heute. Unser Auto sieht aus wie ein paniertes Schnitzel.
Das Hotel ist das Green Tree B&B. Etwas speziell und auch schwer zu finden. Es liegt am Ortsrand im Wald und besteht drei Baumhäuschen, jedes mit Bett, Bad und einer Terrasse ausgestattet. Melanie, die Tochter der Betreiber, empfängt uns sehr nett und zeigt uns auch gleich ein schlafendes Faultier am Grundstücksrand zu den Nachbarn. Für den Abend buchen wir eine Nachtwanderung durch den angrenzenden Urwald mit dem Schwiegersohn der Familie. Sein Schwiegervater Don Rodolfo ist vor einigen Jahren an Krebs gestorben und es war sein Lebenstraum, die Natur zu bewahren, aufzuforsten und sie den Besuchern auf behutsame Weise zu zeigen. Wir ziehen also mit Taschenlampen ausgestattet los und sehen gleich am Haus einen minikleinen grünen Frosch. Gerade mal einen cm groß. Auf dem Weg sehen wir Ameisen, schlafende Vögel, einen im Schwarzlicht blau leuchtenden Skorpion und auch das Faultier, welches inzwischen aufgewacht ist und sich recht flott im Baum bewegt. Es gibt zwei Arten in Costa Rica. Das Zwei-Finger und das Drei -Finger Faultier.
Am nächsten Tag gibt’s mehr Aktion. Wir machen Seilrutschen und am Nachmittag eine Hängebrücken Wanderung über den Urwaldbäumen. Für 70 Dollar kann man das zusammen buchen, obwohl es eigentlich zwei verschiedenen Anbieter sind. Touren und Aktivitäten sind in Costa Rica allgemein sehr teuer, was und immer wieder wundert. Der Eintritt in die Nationalparks kostet meist 15-20 Dollar, für irgendwelche Ausflüge muss man mindestens 40 Dollar hinlegen.
Wir werden am Hostel abgeholt und Vorort mit Gurten, Helm, Karabinern und Handschuhen ausgestattet. mit mehreren Guides zur Sicherheit geht es los. Gleich zu Anfang zum „Tarzan Swing“. Und das ist schon ganz schön krass!!! Von einem ca 10 Meter hohen Podest stürzt man sich an einem riesigen Baum befestigtem Seil in die Tiefe… und schreit. Ob man will oder nicht…Dann zu den Seilrutschen, die teils durch den dichten Wald führen, teils über den Baumwipfeln. Einmal landen wir auf einem Podest in einem riesigen Baum. Von dort werden wir im freien Fall 45 Meter abgeseilt, um dann wieder hinauf zu steigen. Und zwar im Innern des Baumes. es ist ein sogenanter „Hollow Tree“. Er entsteht, wenn eine Würger-Rebe ihn im Lauf der Jahre umschlingt und ihn schliesslich tötet. So belibt nur die äussere Hülle stehen.Die längste Rutsche ist 800 Meter lang und führt über ein Tal. Die Tour ist wirklich Klasse und sehr zu empfehlen!
Am Nachmittag geht es zu den Hängebrücken in den Bosques Nubosos, den Nebelwäldern. Der Rundweg ist vier Kilometer lang und führt über acht Brücken. Der Blick über die Baumwipfel ist atemberaubend. Man könnte stundenlang verharren und die Natur beobachten.
#5: Zum Vulkan Arenal nach La Fortuna
Wir verabschieden uns von Mutter und Tochter Melanie und fahren in Richtung Norden, nach La Fortuna. Die Straßen sind mal wieder ziemlich schlecht und staubig, nach fünf Stunden erreichen wir unser Ziel und können den Vulkan auch gut sehen. Oft ist er von Wolken verhüllt und die Spitze bleibt im Verborgenen. Unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage ist das Hotel Tangara am Ortsrand. Wir haben hier einen von zwei kleinen Häuschen, die direkt am riesigen Garten liegen. Nach einem Hüpfer in den Pool, besuchen wir noch den Eco Zoo für Reptilien. Der hat zwar eigentlich schon geschlossen, aber manchmal werden Nacht-Touren angeboten. Eine Biologiestudentin zeigt uns im Dunkeldie Gehege mit Schlangen, Fröschen oder Spinnen. Einige sind nachtaktiv. Highlight der eigentlich etwas mickrigen Tour (für 20 Dollar), war der kleine Rotaugen-Laubfrosch im Tümpel des Teiches.
Am nächsten Morgen fahren wir zum Nationalpark El Arenal am Fuße des Vulkans. Zu ihm hinaufsteigen kann man nicht. Zu gefährlich. Also bleiben wir im Tal und stöbern durch den Urwald und sehen wieder viele Tiere. Eine gelbe Otter, fasanenartige Vögel, Affen, Eichhörnchen, Schmetterlinge. Unglaublich ist ein ca 400 Jahre alter riesiger Baum mit fächerförmigen Wurzeln, die ihm Stabilität verleihen.
Um den Vulkan herum gibt es viele heiße Quellen, die einige der Hotels sich zu Nutze machen, um gigantische Badelanschaften zu bauen. Wir entscheiden und für die des Baldi Hotsprings ***** etwas außerhalb von La Fortuna, sie besteht aus 25 Becken mit verschiedenen Wassertemperaturen von ca 45 Grad bis kalt. Wasserfall, Rutschen und alles eingebettet in Urwaldvegetation. Es ist Montag und nicht viel los. Gegen Abend wird es noch weniger und wir haben mal wieder alles fast für uns alleine.
#6: Zurück zur Westküste: Tamarindo
Über Nacht hatte es geregnet und so schwirren besonders viele Vögel durch den Garten unseres Hotels. Kolibris und andere gefiederte Freunde. Gelbe, blaue und ein schwarzer mit leuchtrote Rücken. Die heutige Route führt uns nach Westen auf die Halbinsel Nicoya. Ziel für die nächsten drei Tage ist Tamarindo an der Küste, welches Teil des Nationalparks „Marino Las Baulas“ ist. Dort ist einer der wenigen weltweiten Nistplätze der riesigen Lederschildkröten, welche normalerweise im Herbst zur Eiablage an Land kommen.
Nach ca 5 Stunden Fahrt kommen wir an. Unser Haus liegt etwas außerhalb, im Stadtteil Playa Langosta. Hier ist es etwas ruhiger. Die Villa Ethir steht in einer Privatsiedlung, der Pförtner weiß, dass wir kommen und empfängt uns freundlich. Ebenso Haushälterin Maria und der Besitzer Bert, ein Belgier, der vor einigen Jahren ausgewandert ist. Unser Appartement ist eines von zweien gegenüber des Haupthauses. Der Pool liegt dazwischen. Gleich in der Nähe liegen die beiden Strände Langosta und Tamarindo, zu welchen wir über eine Tür mit Zahlencode Zugang haben. Am Abend machen wir einen Spaziergang und genießen den Sonnenuntergang im Beach Club Langosta, für welchen Bert eine Mitgliedschaft für seine Gäste erworben hat. Als Kompensation für die beginnenden Bauarbeiten und den damit verbundenen Lärm auf dem Nachbargrundstück, der uns jedoch nicht weiter belästigt hat.
Am nächsten Tag fahren wir zum nahegelegenen Stand Playa Conchal. Der Name kommt von den Millionen Muschelstücken, welche sich an einem Teil des Strandes angesammelt haben. Hier kann man auch gut Schnorcheln und den Fischen auf die Pelle rücken. Nach dem Mittagessen an einer Strandbar, fahren wir weiter zur Playa Mina. Der Weg ist schwer zu finden und wird am Ende sehr schlecht, viele große Steine und Schlaglöcher erschweren das vorankommen und wir wollen unseren schicken Wagen ja auch nicht kaputtmachen. Der Strand ist fast menschenleer. Nur einige Camper haben sich hierhin verirrt. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang und schauen noch ein wenig den Affen zu, die sich im Baum über unserem Auto zum essen angesammelt haben.
Bert hatte uns eine am Strandgelegene Pension zum Frühstücken empfohlen. „Sueños del Mar“ heißt sie und wirwerden regelrecht verwöhnt. Die eigentliche Idee, auf der Reise einige Kilos abzuspecken kann ich endgültignach meinen Erdbeer-Pancakes begraben. Den zweiten Teil des Vormittages laufenwir ein Stück weiter zum Playa Langosta und schauen den Pelikanen und Haubentauchern beim fischen und den Surfern beim surfen zu.
Am Nachmittag wollen wirim Nationalpark nachfragen, ob man eine Nachttour zum Strand Playa Grande machen kann, um evtl eine der Schildkröten sehen zu können. Eigentlich ist im Februar keine Saison, aber manchmal kommen sie auch in dieser Jahreszeit an Land. Der Schutz der Meeresschildkröten ist in Costa Rica gesetzlich verankert und der Zugang dieser Strände bei Nacht nur mit besonderer Erlaubnis gestattet. In Tamarindo gibtes drei Arten, unter anderem die „Baulas“, die Lederschildkröten, welche bis zu 2,50 Meter lang und 700 Kilo schwer werden können. Der Bestand ist in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen, so kamen in dieser Saison nur 11 Schildkröten an Land.
Die Tour am Abend ist mit 30 Besuchern leider schon ausverkauft, aber uns wird angeboten, um halb neun noch mal zu kommen und evtl zu einem anderen Strand zu fahren um eine etwas kleinere Art sehen zu können. Die Teilnehmer warten in der Regel am Office, während die Wildhüter am Stand pattroulieren. Wenn ein Tier gesichtet wird, kann eine Gruppe kommen. Es wird sehr behutsam vorgegangen. Keine Taschenlampe soll die Tiere stören. Lediglich sporadisches Rotlicht, aber auch nur von hinten. An diesem Abend kommt keine Lederschildkröte an Land, und die Wartenden müssen enttäuscht nach Hause gehen. Vier Personen entschließen sich, mit uns und den Wildhütern zum anderen Stand zu fahren. Es ist die Playa Mina, wo wir am Vortagschon waren und uns nicht träumen haben lassen, dass wir die üble Strasse dorthin noch mal fahren müssen. Und das bei Nacht! Nunja, so ist es halt.
Wir kommen in völliger Dunkelheit und Stille an. Nur die Sterne leuchten und die Wellen brechen sich am Ufer. Es ist magisch schön und wir warten eine Viertelstunde, bis die Wildhüter das ok geben. Sie führen uns zu einer Schildkröte, die dabei ist ein Nest zu graben. Wir warten wieder ab. Dann können wir sie bei etwas rotem Licht erkennen. DasTier ist ca 1 Meter groß und die Grube ist riesig. Durch die Trockenheit, rutschjedoch immer wieder Sand nach und es gelingt ihr nicht, tiefer zu graben. Sie versucht es an einer anderen Stelle erneut. Wir warten erneut in der Dunkelheit. Es ist wichtig, sie nicht zu stören oder mit Licht zu desorientieren, da sie sonst abbrechen würde und ins Meer zurücklaufen würde. Nach einer ganzen Weile ist sie schon ziemlich erschöpft und versucht es erneut an der ursprünglichen Stelle, bis sie schließlich aufgibt und in Richtung Wasser läuft. Sie wird in ein paar Tagen wiederkommen und es erneut versuchen.
#7: Montezuma
Heute geht es nach Montezuma, ein am südlichen Zipfel von Nicoya gelegenen Surfer-Kaff. Die meiste Strecke geht über die Schnellstraße, dann folgt ein 20 Kilometer langes Verbindungsstück zwischen Playa Naranjo und Paquera. Hier wird die Straße neugebaut, bzw asphaltiert. Man fährt über endlose, staubige Schotterpiste. Das Thermometer zeigt teilweise 42 Grad und man will hier lieber nicht mit einem Platten liegenbleiben. Überhaupt sind die Strassen im Land entweder extrem gut und neu ausgebaut oder eben nicht und sehr schlecht. Am Nachmittag kommen wir im Hotel Horizontes de Montezuma an. Die Tochter des Besitzers kommt aus Barcelona, heißt uns willkommen und versorgt uns mit Tipps für Aktivitäten und Essen. So soll sich z.B. die 20 minütige Wanderung zu einem Wasserfall inder Nähe lohnen. Um zur Playa Grande zu gelangen muss man an verschiedenenanderen Stränden vorbeilaufen. Nach einer guten Stunde erreicht man einen bei Ebbe endlos lang und breit erscheinenden Strand, der zu unserer Überraschung fast völlig menschenleer ist. Eigentlich ist die Trockenzeit Hochsaison, aber größeren Touristenmassen sind wir nirgendwo begegnet. Im Gegenteil, fast überall ist es extrem ruhig und oft sind wir alleine unterwegs. Wir springen in die meterhohen Wellen und relaxen eine ganze Weile, bevor wir nach Montezuma zurücklaufen.. Am Abend fahren wir nach Santa Teresa, um im Banana Beach Club den Sonnenuntergang zu verfolgen, während zahlreiche Surfer die letzten Wellen des Tages nehmen oder am Lagerfeuer chillen.
#8: Nach Poasito zu den Vulkanen
Wir verlassen die Nicoya-Halbinsel mit der Fähre. Ein Ticket braucht man nicht vorab zu reservieren,sollte aber eine Dreiviertelstunde vorher da sein. Nach 90 Minuten Fahrt beitollem Ausblick vom Oberdeck und bei lauter spanischer Musik tanzendenPassagieren erreichen wir Puntarenas und fahren weiter nach Poasito in der Nähedes Vulkans Poas. Wir haben wieder ein kleines Häuschen gemietet, diesmal im Hotel Calas. Es ist ganz neu und hat zwei Etagen und da es hier etwas frischer als an der Pazifikküste, sind wir froh dass wir einen offenenen Kamin im Haus haben. Den bestücken wir gleich mal kräftig mit Holz.
Am Nachmittag haben wirnoch etwas Zeit und besuchen die erst im letzten Jahr in Alajuela eröffnete Hacienda Alsacia Starbucks. Hier bekommt man erklärt, wie die Bohne in die Tasse kommt. Eigentlich bin ich kein Starbucks Fan, im Gegenteil. Ich meide die Läden eher. Unsere Tour ist jedoch unerwartet interessant. Zum einen erfahren wir alles über den Kaffee-Anbau und die Röstung aber auch über das soziale Engagement der Firma. Die Farm dient seit 2013 als Entwicklungszentrum und widmet sich dem nachhaltigen Anbau und unterstützt Bauern mit verschiedensten Aktionen von Gratis-Setzlingen bis Kreditprogrammen. Die Firma ist Gründungsmitglied der Sustainable Coffee Challenge, einer wachsenden Koalition von Partnern aus Industrie, NGOs und staatlichen Organisationen, die deren Ziel es ist, Kaffee zum weltweit ersten nachhaltigen Agrarprodukt zu machen. Abschluss der Tour ist eine Kaffee-Verkostung mit Blick in das Tal und dasnahegelegene San Jose.
Der Vulkan Poas (2708Meter) ist einer der aktivsten des Landes und ist seit letztem Jahr nachlängerer Schließung wieder für Besucher geöffnet. Jedoch unter strengen Auflagen und Sicherheitsmaßnahmen. So wurden Schutzhäuschen gebaut und Sensoren für Gasanzeige und Helme sowie Gasmasken für die Besucher angeschafft. Wir wollten am Montag hinauf, aber er wurde aufs Neue wegen Aktivität gesperrt. Wir planen also um und fahren zu den La Paz Waterfall Gardens, einem privatenNarturpark in einem Tal mit Wasserfällen gelegen. Über einen Rundweg gelangt man an die nach Arten aufgeteilten Gehege. Am Anfang gehen wir durch einigeriesige Vogelvoliere, in der allerlei Tiere herumfliegen. In einem gesonderten Bereich sind drei Tukan-Arten, welche aus privaten Haushalten stammen, die sich nicht mehr um sie kümmern wollten (wie auch die anderen Vögel. Oder sie wurdenbeschlagnahmt und haben hier ein neues zu Hause). Sie sind teilweise sehr zahm und lassen sich aus der Nähe betrachten. Besonders beeindruckend ist das Schmetterlingszelt. Mehrere tausend Exemplare von 25 verschiedenen Arten fliegen umher. Im Labor kann man zusehen, wie sie sich aus den Puppen entwickeln und schlüpfen. Im Ranariun kann man Frösche finden. Ein Pflegerhilft dabei und erklärt alles sehr genau. Viele Arten sind nachtaktiv und schlafen tagsüber. Wir bekommen einen Rotaugenlaubfrosch, das minikleine Pfeilgift-Erdbeerfröschen (auch Blue Jeans Frog genannt) oder einen in Militär-Tarnfarbegekleideten Grün-schwarzen Pfeilgiftfrosch zu sehen.
In einem anderen Bereich gibt es zwei Faultiere, Affen und Raubkatzen. Der Park stellt sich ausdrücklichgegen eine Gefangennahme von Wildtieren oder deren illegalen Handel. DieWildkatzen sind leider in recht kleinen Gehegen untergebracht. Sie kommen auseinem anderen Tierpark, dem die Mittel zur Pflege ausgegangen ist. Die Tierewaren entweder zu alt, krank oder waren zu lange in Gefangenschaft, um sieauszuwildern. Man bemüht sich aber, es mit den Nachkommen zu versuchen. Besondersspannend fanden wir den Kolibri Garten. Hier schwirren 26 verschiedenen Artenumher. In den Blüten der umliegenden Büsche, aber hauptsächlich zu den durchden mit Nektar befüllten Hänge-Behältern an die man sich bis auf wenige cmnähern kann. Schillernd bunt, winzigklein und rasendschnell sind sie und wirversuchen einige mit der Kameralinse einzufangen. Ein wunderbares Spektakel. Bevor der Park schließt, haben wir gerade noch Zeit den Rundweg zubeenden und die noch die bis zu 35m hohen Wasserfälle sehen. Wir sind malwieder die letzten und es zeigt mir einmal mehr, dass es sich nicht lohnt zuden empfohlenen Uhrzeiten zu kommen, um mit den Massen zu laufen. Am Abend istalles entspannter und man ist oft alleine unterwegs. Bevor wir den Parkverlassen, bitten wir noch einen Mitarbeiter uns das angrenzende Hotel Peace Lodge zu zeigen, welches 2005 mit 17 luxuriösen Zimmern eröffnete. Bad wieeine Regenwaldgrotte mit Wasserfall und Grünpflanzen inklusive. Hier mieten wiruns vielleicht das nächste mal ein…
Am nächsten Tag hat der Vulkan Poás unerwartet wieder geöffnet und wir wollen die Gelegenheit nichtverstreichen lassen, ihn zu besichtigen, bevor wir weiter Richtung Osten fahren. Eigentlich muss man sich online für den Besuch registrieren, aber durch das Chaos war dies nicht möglich und wir machen es vor Ort, bezahlen 15 Dollar und fahren zum Parkplatz in der Nähe des Kraters. Dort werden wir mit Helm ausgestattet, mit Sicherheitsmassnahmen vertraut gemacht und dürfen maximal 20 Minuten am Vulkan bleiben, bevor wir die 500 m zurück zur Station gehen müssen. Der Vulkan raucht kräftig, erst im letzten Jahr gab es einen heftigen Ausbruch. Die Form des Kraters verändertsich also ständig. Der Hauptkrater hat einen Durchmesser von 1,3 Kilomteren und ist ca 300 m tief. Auf dem Rückweg regnete es ganz schön Asche und wir kommen wie von Schnee bedeckt am Parkplatz an. Auch beim atmen spürt man, dass die Luft nicht so rein ist. Fast wie in der Stuttgarter Innenstadt.
#9: Noch mehr Vulkane…
Nach dem Besuch fahren wir Richtung Osten, wo weitere Vulkane auf uns warten. Wir bleiben zwei Nächtein unserer vorletzten Station der Reise. Die Bella Vista Adventure Eco Ranch. Sie ist ein etwas alternatives Hostel Projekt von Anabel und Mark und besteht aus selbstgebauten Holzbungalows hoch auf einem Berg gelegen, die entfernt an Konny Reimanns Island in Texas. Die Anfahrt ist auch nicht ohne und wir schinden unseren Ssangyong ein weiteres Mal über unwegsames Gelände und eine steile Straße hinauf auf den Berg. Die arme Karre…Unsere Haus ist die One-bedroom Villa und ist ziemlich geräumig, hat eine Veranda mit Schaukelstühlen und einen tollen Blick ins Tal und auf den Vulkan Turrialba. Um 18:30h gibt’s Abendessen und Mark macht super Burger oder ein „Casado“, ein Teller mit Fleisch, Reis, Bohnen, Salat, Spiegelei und Pommes.
Der heutige Tag führt unszu den beiden Vulkanen Turrialba ( der zur Zeit gesperrt ist) und zum Irazu, der mit 3432m der höchste des Landes ist. Die Landschaft ist grün, wir sehen Weiden mit Kühen und stoßen irgendwann durch die Wolkendecke und sehenden strahlend blauen Himmel. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Schritte undman kann den türkisfarbenen Säure-Kratersee sehen. Wir haben Glück, denn oft ist er wolkenverhangen und man sieht nichts.
#10: Tortuguero
Unsere letzte Station ist Tortuguero an der Karibikküste. Ein kleiner Ort, den man nur mit dem Boot oderdem Flugzeug erreichen kann. In den 40er Jahren wurde hier mit dem Abholzen des Regenwaldes begonnen und die Flussarme zu Kanälen zum Holzabtransportausgebaut. Seit 1970 ist das Gebiet Nationalpark.
Wir wollen gegen 10 Uhr am Parkplatz in La Pavona sein, um unsere Shuttle Boot zu erwischen. Vorort ist die Situation aber etwas seltsam. Zum einen ist der Wasserstand extrem niedrig, so dass das offizielle Boot sehr lange braucht. Zum anderen bieten zahlreiche Privatfahrer ihrer Dienste zum selben Preis an. Wir entscheiden uns also für ein kleineres Exemplar und sind in einer guten Stunde am Ort. Tortuguero ist ein kleines Kaff mit einigen Restaurants und Hostels. Viel sehen wir ehrlich gesagt nicht, denn nach dem Mittagessen fahren wir weiter mit einem von unseren Hotel operierenden Shuttle, dass und in 5 Minuten zur Tortuga Lodge bringt. Das Hotel hat nur 28 Zimmer, die in Häusern direkt am Fluss liegen. Am Nachmittag machen wir mit einem Guide eine Tour durch den Garten und sehen Tukane, Affen, Fledermäuse und einen riesigen Schwarzleguan, der auch ab und zu mal im Pool baden geht.
Unsere letzter Urlaubstag beginnt mit einer Wanderung durch den hinter dem Hotel gelegenen Urwald. Wir werden mit Gummistiefeln, Bambusstock und Wegplan ausgestattet und machen uns auf Entdeckungstour und staunen vor allem über die große Menge an kleiner, roter Giftpfeilfrösche, die wir sehen. Am Nachmittag buchen wir einen Kajaktour durch einen der Kanäle. Hier kann man vor allem die Ruhe genießen und ab und zu einen Reiher, Kaimane oder Affen sehen. Am Abend packen wir zusammen und machen uns für die Rückreise am nächsten Tag startklar. Wir müssen noch nach San Jose fahren, von wo aus unser Flieger zurück nach Hause geht. Auf der Fahrt sehen wir am Straßenrand ein junges Faultier im Baum hängen, welches in aller Ruhe an einer Frucht nagt und sich nicht durch uns stören lässt. Ein schönes Bild, mit dem wir unsere Reise beenden und mit vielen Eindrücken im Kopf in den Flieger steigen.
Fotos: Markus Haub & Susana de Val