14 Tage, 16 Pässe und 3000 Kilometer durch die Alpen.
Der Spät-Sommer zeigte sich noch mal von der schönsten Seite, aber auch der Winter kam plötzlich hereingebrochen. Alles war dabei auf unserer Alpenfahrt 4.0. Zwei Wochen waren wir in der Schweiz und Italien unterwegs, 16 Pässe haben wir überquert und sind knapp 3000 Kilometer gefahren.
Montag: von Mainz ins Emmental
Auf ins Emmental. Wir besuchen an ersten Tag unseren Freund Ufert von Gannetdesign im Tal mit dem Loch-Käse. Ein entspannter Abend und schöner Einstieg in unsere Alpen-Reise. Diesmal haben wir nicht ganz so stramme Touren geplant, wir wollen etwas relaxen nach den anstrengenden Sommermonaten.
Dienstag: Vom Emmental zum Grimsel
Über die Landstraße führt uns die Strecke in Richtung Luzern. Am Vierwaldstätter See entlang, hindurch durch endlose Tunnels, bis nach Altdorf, von wo ab man zum Klausenpass hochfährt. Hier fanden zwischen 1922 und 1936 Bergrennen für Autos und Motorräder statt, in den 90er Jahren wurde die Sache wiederbelebt und sporadisch als Memorial Veranstaltung bis 2013 weitergeführt. Wir wollten mal mit eigenen Augen sehen, wo einst Rudolf Caracciola 1934 mit seinem Mercedes W25 in einer Zeit von nur gut 15 Minuten den Streckenrekord für den 21,5 Kilometer langen Abschnitt bis zur Passhöhe aufstellte.
Nach einer Mittagsrast geht es wieder ins Tal. Den selben Weg zurück, dann Richtung Gotthard. Vorher aber rechts ab auf den Furkapass. Diesen haben wir schon öfter befahren. Jedes mal ein Highlight. Auf den Spuren von James Bonds Goldfinger finden wir einen kleinen Parkplatz am Straßenrand. Hier steht tatsächlich ein Schild „James Bond Street“. Kurz darauf hällt ein schwarzer Kleinbus neben uns aus dem eine Gruppe Vietnamesen aus Berlin sprang. Mit Freunden und Fotograf feiern sie eine bevorstehende Hochzeit und reisen durch die Schweiz. Unseren Ferrari finden sie prima und fragen, ob sie ihn als Fotomodell benutzen dürfen. Reinsetzen, draufsitzen, alles. Am Schluss wurden noch die Luis Vuitton Koffer und Handtaschen rausgeholt und perfekt fürs Foto drappiert. Sehr lustig das!
Wir reißen uns los und fahren weiter der Sonne entgegen, machen am Belvedere Hotel noch ein Foto, dann den Pass hinunter und den benachbarten Grimselpass rauf. Es ist gegen 18h und schon weniger Verkehr. Die Strecke ist perfekt. Ankunft am Grimselhospiz, wo wir erstmal zwei Nächte bleiben.
Mittwoch: Feuer, Eis und Dynamit
Geweckt wird man hier oben mit einem Warnton und anschließender Sprengung. Am Grimsel wird nämlich heftig gebaut. Eine neue Ersatz-Staumauer ersetzt den Spitalldamm, der sanierungsbedürftig geworden ist. Im Jahr 2025 soll der Bau abgeschlossen sein. Derzeit wird tief unten im Loch der Fels für das Fundament abgetragen. Das alles kann man sich bei einer Führung erklären lassen und von der Aussichtsplattform besichtigen.
Gegen Mittag fahren wir los. Heute steht nur eine kleine Tour auf dem Programm. Den Grimselpass runter und den Furka wieder hoch. Für mich sind diese beiden Pässe in Kombination die fahrerisch schönste Strecke der Alpen überhaupt! Sanfte Kurven wechseln sich mit Haarnadeln ab. Immer ist der Blick fantastisch. Ziel ist das Hotel Belvedere. Die Filmkulisse für James Bond und einstige Luxus-Absteige der Hotvolee ist seit ein paar Jahren geschlossen.
Gegenüber ist der Einstieg zum Rhone-Gletscher. Reichte dieser noch im 19. und 20. Jahrhundert bis hinunter nach Gletsch und bescherte dem Tal reichen Touristenbesuch, ist er nun dank Klimawandel heftig auf dem Rückzug und bis 2100 ganz verschwunden. Wir lösen ein Ticket für die Eisgrotte, ein ca 200 Meter langer Tunnel in den Gletscher. Er wird mit weißen Tüchern abgedeckt, um die Schmelze zu verlangsamen. Im Innern ist man tatsächlich von blauem Eis umgeben und fühlt sich wie der Ötzi.
Am Nachmittag fahren wir zurück ins Grimsel Hotel und nutzen den Tag zur Auffahrt mit der Sidelhornbahn. Sie wird im Eigenbetrieb bewegt. Das heißt, man setzt sich rein und startet sie per Knopfdruck. Ein kleines Abenteuer, welches mit atemberaubenden Blick über den See und die Passstraße belohnt wird. Sonnenuntergang inklusive.
Donnerstag: Vom Grimsel nach Sankt Moritz
Wir starten heute etwas früher, die Sonne scheint und es geht auf nach Sankt Moritz. Mehrere Routen stehen zur Auswahl. Wir entscheiden uns für die wohl schönste, aber nicht die schnellste.
Über den Nufenen, der mit 2478m höchstgelegene komplett in der Schweiz gelegene Pass verbindet den Kanton Wallis mit dem Tessin und führt Richtung Ariolo. Hier fahren wir die alte Tremola Gotthard Straße hinauf. Als wir hier vor drei Jahren gewesen sind (link) versank alles im Nebel. Heute nicht so. Strahlend blauer Himmel begleitet uns. Es geht bergab nach Andermatt, dann weiter über den Oberalp-Pass nach Flims, dann ein Stück die Autobahn, nach Albula und hier auf den Julierpass. Vorbei am Theater, diesen unwirklichen Turm, der hier 2017 errichtet wurde und irgendwann wieder abgebaut werden soll.
Hinab nach Sankt Moritz, wo an diesem Wochenende das Bernina Gran Turismo Bergrennen stattfindet, den wir fotografisch begleiten. Hierzu haben wir HIER einen extra Artikel veröffentlicht.
Am Nachmittag fahren wir schon mal die Strecke ab und schauen, wo in den nächsten Tagen das Spektakel stattfinden wird.
Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel. Das Castell in Zuoz, in dem wir letztes Jahr nach unserer SICK ALPS Tour schon mal Rast gemacht haben und die Verbindung aus Kunst und Gastfreundschaft sehr geschätzt haben.
Für 19h haben wir uns das Saunahäuschen reserviert, welches hinter dem Hotel gelegen ist. Man kann es rund um die Uhr buchen. Der Bademeister hat es gut gemeint und es auf 130 Grad aufgeheizt! Also erstmal Türchen auf und entlüften.
Sonntag: Auf nach Südtirol
Die beiden Tage Bernina Gran Turismo (link) waren schlicht fantastisch. Schweren Herzens verlassen das Engadin und das Hotel Castell. Zu schön war unser Aufenthalt, zu lecker das Essen…
Unser Ziel ist heute Südtirol. Highlight soll der Stelvio sein. Es geht Richtung Zernez, dann über den Ofenpass und schließlich den Umbrail Pass rauf. Dieser führt hin zum Stilfser Joch auf 2757 Meter. Das Wetter ist gemischt. Wolken, Nebel, Sonne. Wir warten auf ein paar Löcher in den Wolken, die den Blick auf die Kurven freigeben. Weiter unten beginnt es schließlich zu regnen. Uns ist’s egal, wir essen noch was lecker und fahren nach Meran.
Hier wird der Verkehr immer dichter. Fast jedes zweite Auto hat deutsches Kennzeichen. Gemischt mit den schmalen Deutz-Treckern, die die beginnende Apfelernte abtransportieren ansteht ein ellenlanger Stau. Erst auf der Autobahn Richtung Bozen läuft es wieder. Die Sonne scheint und wir erreichen die Landeshauptstadt im Nu. Wir müssen noch hinauf nach Jenesien. Man kann dahin in 8 Minuten mit einer Gondel gelangen. Besser ist aber die Straße. Sie ist spektakulär, führt steil an und auf halber Höhe über eine 360 Grad Kurve, gefolgt von einem 180 Grad Tunnel. Kurz darauf noch ein 270 Grad Tunnel. Sowas habe ich nicht nicht erlebt.
Auf 1100 Meter Höhe erreichen wir unser Hotel SALTUS . Es hat erst letztes Jahr eröffnet und verschreibt sich dem langsamen und gesunden Genuss. Eigentlich ein Anbau des älteren Haupthauses hat man aus der Not eine Tugend gemacht und in den Wald gebaut. Das wurde zum Konzept und entstanden ist ein Ort der Ruhe und Entspannung mit viel Holz und möbliert mit nordischen und antikem Interieur.
Montag: Sella-Runde
Heute steht die große Pässetour an. Wir fahren durchs Grödnertal zum Campolongopass (1875m), dann weiter nach Arabba, das Pordoijoch (2289m) hoch und dann zum Sellajaoch (2218m). Die Runde hatte ich ja letzten September schon mal mit dem Porsche gedreht (link) , aber in anderer Ausführung. Immer wieder ein Traum. Um nicht dieselbe Strecke zurückzufahren, wählen wir die Route über Canazei und den Nigerpass unterhalb des Rosengartenmassivs. Er ist mit 1690 Metern eher unspektakulär und bringt uns zurück nach Bozen.
Dienstag: Wandertag
Um den Arsch mal hochzukriegen steht heute ein Wandertag an. Direkt vom Hotel geht ein Weg ab, der hinauf auf das größte Lärchenhochplateau Europas führt. Hier weiden bis in den Herbst Rinder und auch größere Gruppen von Haflinger-Pferden.
Mittwoch: Nur ein Sprung zur Seiser Alm
Es regnet und wir lassen es dementsprechend ruhig angehen. Bis Mittag lungern wir im Hotel rum. Nicht schlimm, denn heute haben wir nur eine kurze Strecke zum nächsten Ziel zu fahren. Die Seiser Alm. Sie ist die größte Hochebene Europas und ist verkehrsberuhigt. D.h. man kann nur mit Genehmigung hineinfahren. Die haben wir vom Hotel Tirler Dolomites Living im voraus bekommen. Es liegt auf 1750 m Höhe, eingebettet in Berge und grüne Wiesen. Die Gäste der nur 28 Zimmer teilen sich den Pool und Spa-Bereich, indem gegen Abend schon nichts mehr los ist. Super ist die Heusauna oder der Jacuzzi auf dem Dach.
Zum Essen geht man in die gegenüberliegenden Tiroler Alm. In beiden Häusern ist Luis Trenker allgegenwärtig. Der Hotelchef ist großer Fan, hat Fotos, Requisiten und Annektoten zusammengetragen, um dem Bergfilmpionier, Schauspieler, Schriftsteller und Maler, der 1995 verstarb einen Ort des Gedenkens zu widmen. Sogar einen Shop mit Trenker Kollektion gibt es.
Donnerstag: Wandertag
Die Seiser Alm ist ein Wanderparadies und so können wir nicht anders, als uns auch die bequemen Schuhe anzuziehen und uns eine schöne Route auszusuchen, bzw uns von der netten Dame an der Rezeption vorschlagen zu lassen. Den ganzen Tag sind wir so unterwegs, Kaffeepause im Berghaus Zallinger, weiter zur Mittagspause in die Plattenkofelhütte auf 2300 Meter. Den Höhenweg entlang und vorbei an unzähligen Kühen und Pferden. Kuchenpause in der Mahlknechthütte und als der Regen einsetzt zurück im Hotel und ab ins Dampfbad.
Freitag: Auf zum Dino Treffen
Für das Wochenende steht das von langer Hand geplante Herbststreffen des Dino Register Deutschland in Reutlingen an für welches wir uns angemeldet haben.
Wir kommen im Hotel in Südtirol erst spät los, es regnet wieder und soll sogar Schnee geben. Der Herbst ist da. Also nix wie weg. Aber die 430 Kilometer wollen gefahren sein. Und das ist heute schwierig. Verkehr und Stau ohne Ende, schon auf dem Brenner ist es wahnsinnig voll. Alles knüllt sich vor der Mautstation. Auf dem Fernpass fängt es an wie wild zu schneien. Das hat gerade noch gefehlt. In Deutschland geht es dann. Nach dem letzten Stau in Ulm kommen wir am Abend etwas erschöpft an, um die anderen Teilnehmer noch zum Abendessen zu treffen.
Einen extra Artikel gibt es hier.
Nach zwei Wochen und knapp 3000 Kilometern kommen wir wieder in Mainz an. Leer ist der Tank und voll der Kopf mit unzähligen Impressionen aus der Wunderwelt der Berge. Man kann nicht genug davon bekommen und vielleicht fahren wir ja bald noch mal hin…
Fotos und Text: Markus Haub & Susana de Val