Paris Motor Show 2024

Es war für mich ein kleines Jubiläum, vor genau 30 Jahren war ich zum ersten Mal auf dem Pariser Autosalon und habe ihn bis 2018 regelmässig besucht. Danach ging’s bergab mit den Auto Messen. Lohnte sich der Besuch 2024?

Um es vorweg zu nehmen: Ja! Es gab jede Menge interessanter Neuheiten zu erleben. Obgleich viel Hersteller nicht am Start waren, rissen es die Franzosen raus. Allen voran Renault, die hier nach dem R5 nun den neuen R4 vorstellten. Auch reinelektrisch und auf der selben Plattform basierend und wahlweise mit korbgeflochtenem Baguette-Halter ausgestattet.  

Daneben stand der knuffige eng am Original angelehnte Twingo E-Tech Electric Prototype, der für unter 20.000 Euro ab 2026 zu kaufen sein soll. Etwas verschämt und schlecht beleuchtet das Concept Car „Embleme“, ein auf Effizienz ausgelegtes Familienauto, welche live und in Farbe aber noch pummeliger daherkommt als auf den Fotos und eine klare formale Message schuldig bleibt. Ein weiterer Griff in die Nostalgiekiste war der R17 Electric Restomod, der in Zusammenarbeit mit dem französische Designer Ora Ïto entstand und das legendäre Sportcoupé Renault 17 der 70er Jahre neu interpretiert. Carbon-Karosserie, retro-futuristisches Interieur und exklusive Galactic Brown Farbe. 

Besonders begeistert haben mich die unter dem Label Mobilize ab 2025 an den Start gehenden vollelektrische Kleinstwagenmodelle Duo und Bento, einer mit zwei Sitzen, der andere benannt nach der Japanischen Essensbox als Kleinsttransporter für die Innenstädte. Beide sollen die urbane Mobilität neu definieren. Dazu gesellt sich als Concept der große Bruder „Estafette“ für Geschäftskunden, ein Lieferwagen mit Schiebetüren und hypermodernem knallgelben Interior. Ähnliches hatte Renault bereits 1994 auf dem Pariser Salon mit dem Modus Concept gezeigt, der als Lieferwagen, Taxi oder Pick-up konzipiert war.

Alpine hatte einen schönen Stand mit A290 und dem Alpenglow Prototype 02. Neu enthüllt wurde aber der  A390ß, ein sportlicher Elektro-Crossover, der so ähnlich im nächsten jähr in der Fabrik in Dieppe vom Band laufen soll. Mit normalem Interior dann…

Dacia zeigte den Besuchern des Pressetages den neuen Bigster als Flaggschiff der Marke. Im Rallyesport will man im nächsten Jahr mit dem Wüstenrennwagen „Sandrider“ bei der Paris-Dakar antreten. Viel Erfolg! 

In der Halle 4 konnte man die Neuheiten von Citroën sehen. Viel Rummel wird hier um den runderneuerten Kleinwagen „Ami“ gemacht. Die neue Front und Heckpartie steht im gut und auch das Interior ist einfach nur klasse. Mit vielen Ablagen und lustigen Details wünscht man sich, dass mehrere Hersteller sich in ein solches Segment wagen würden. Als Blickfang gibt es auch noch eine Buggy-Version mit offenen Türen und Surfbrett an der Seite. Daneben drehte sich der C5 Aircross Concept mit neuem Logo und Scheinwerferdesign. Das grün steht ihm überhaupt nicht und irgendwie wirkt er etwas uninspiriert. 

Etwas ratlos aber doch fasziniert war ich vom Inception Concept. Gerade Kanten mit gespannte Flächen verbunden ergeben die Aussenhaut. Die riesige Verglasung hat besondere thermische Eigenschaften mit Multi Chrom Behandlung aus der Raumfahrt und reflektiert das Licht in verschiedenen Farben. Der Innenraum scheint einem Raumschiff entliehen, die bauklotz-förmigen Sitze sind mit silbrig schimmerndem Samt bezogenen. Scharfe Kanten, so radikal, wie es nicht mal in den 70ern war.

Was gabs sonst noch? 

Bei BMW standen die „Neue Klasse“ und die „Neue Klasse X“ und zeigten, wohin die Reise mit den Bayern geht. Alfa Romeo stellt und den kleinen Junior als „Ibrida“ vor und präsentiert  als Schmuckstück nochmals den 33 Stradale, der demnächst an seinen ersten Kunden ausgeliefert wird. Dazu gibt es einen ordentlichen Kaffee! 

Bei Audi ist die Zeit, als noch Weisswurst und Bier gereicht wurde lange vorbei. Es wird gespart, der Stand war klein und eng und an der Bar mussten labberige Mini Brötchen genügen. Genau so erschien mir auch der brandneue Q6 Sportback e-tron. Bei VW gegenüber lernten wir den Tayron kennen, der sich über dem Tiguan positioniert. Daneben steht der ID.GTI Concept. Skoda hatte den Elroq dabei und Kia den EV3. 

Und dann waren da ja noch die Chinesen. Stellantis gründete jüngst ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Leapmotor Konzern und erhofft sich so Zugang zu günstige E-Auto-Technologie. Im Gegenzug werden zunächst die beiden Modelle T03 und C10 nach Europa importiert und über das bestehende Händlernetz vertrieben. 

Bei Xpeng in Halle 4 stand der neue P7+. Alle anderen chinesischen Hersteller versammeln sich in Halle 5, darunter GAC mit dem neuen SUV Aion V, Dongfeng Forthing mit der Limousine Xinghai S7, BYD mit dem Sealion 7.

Und auch Tesla gab sich hier die Ehre. Ziemlich am Rand und fast schon dilettantisch wirkte der Stand, den es im eigentlichen Sinne garnicht gab. Die Fahrzeuge standen auf der ihnen zugeteilten Fläche auf dem blanken Hallenboden und waren dazu noch schlecht beleuchtet. Ganz vorne der monströse Cybertruck. Er wirkte wie aus einer anderen Zeit und steht auf Gummiplatten umrandet von einem dünnen Absperrseil, damit man ihm nicht zu nahe kommt. Schöne neue Welt. 

Matra-Fans konnten die Highlights der Firmengeschichte besichtigen, die aus dem Museum nach Paris gebracht wurden  und zahlreiche Filmautos gibts in der Ecke der „Pop Culture“ zu sehen.  Zum Abschluss laufe ich noch durch die Sonderausstellung  mit dem Titel „On n’arrete pas le progrès“ , „Wir stoppen den Fortschritt nicht“. Mit diesem Eindruck verabschiedete ich mich vom Salon de l’Automobile 2024. Au revoir Paris.