FuoriConcorso __Sonderwunsch

FuoriConcorso nennt sich das neue Format, welches parallel zum Kult-Event Concorso d’Eleganza stattfindet und so den Comer See in diesen Tagen zum Zentrum für automobile Kultur werden lässt. Die dritte Ausgabe findet an drei verschiedenen historischen Villen statt, die über einen Fußweg verbunden sind.

„Es soll sich hier eine Art Como Car Week nach dem Vorbild von Pebble Beach etablieren“, erzählt uns der Initiator und Mastermind hinter dem Event Guglielmo Miani im Interview. „Mit dem FuoriConcorso suchen wir im allgemeinen ein jüngeres Publikum und konzentrieren uns auch auf jüngere Fahrzeuge. Aber die Enthusiasten kommen aus allen Altersgruppen und allen sozialen Schichten. Deshalb wollen wir auch einen Teil der Veranstaltung -der des ‚Open Museums‘- an allen beiden Tagen frei für alle Zuschauer zugänglich machen.“
Auf die Frage, was er meisten an der Organisation geniesst, sagte er „Die Fahrzeuge auszusuchen und sie in einer perfekten Ausstellung zu inszenieren, gleichzeitig mit den besten Firmen und Institutionen zusammenzuarbeiten und so stets etwas unerwartetes zusammenzustellen. Dabei inspirieren mich die Leistungen der Ingenieuren, der Kreativen und auch den Menschen, die noch immer mit ihren Händen an den Autos arbeiten.“
Die Liste seiner Lieblingsfahrzeuge ist lang, neben der Marke McLaren und deren Streben nach maximalem Leichtbau und Höchstleistung hat er derzeit aber auch ein Faible für die Porsche aus der Exklusivabteilung, die ganz nach den Wünschen ihrer Besitzer ausgestattet wurden und den Höhepunkt des Porscheangebots darstellen. Und genau diese sollen auch das Thema des diesjährigen FuoriConcorso sein: Porsche SONDERWUNSCH.

Wir besuchen die Ausstellung am Samstag. Am Morgen bildet sich eine kleine Schlange am Eingang der Villa Grumello. Ein par Fotografen haben sich schon früh eingefunden, um den 15 Hektar großen Park nach automobilem Kulturgut zu durchkämmen. Gleich an der Auffahrt steht eine Armada von 911ern, die wir schon am Vortag bei ihrer Anreise aus Stuttgart gesehen haben. Darunter ein brandneuer 911 Sport Classic aus der Heritage Design Linie, ein 992 Carrera S „Sonderwunsch“ mit 935 Sachs Design Beklebung oder auch ein silbernes F-Modell von 1972. 

Kaum hat man die Rampe erklommen, steht man vor der Villa und sieht Unglaubliches. Ein orangener und ein burgundroter 959, zwei der sieben sehr individuellen Supersportlern, die damals extra für Scheich Abdul Aziz Khalifa Althani aus Katar angefertigt wurden. Porsche Logos wurden durch das Familienwappen ersetzt, teils aus 24-karätigem Gold. Die Auspuffrohre sind vergoldet und Zierstreifen ziehen sich über die Flanken. Der Innenraum ist mit passendem, farbig abgestuften Leder ausgestattet und Holzapplikationen versehen. 

Gleich daneben steht ein 996 Turbo Cabrio und ein 991 Speedster in arrowblue und speedyellow. Dazu passende Instrumente und ein mit Leder eingefasstem Kofferraum. 

Klasse ist auch der 992 GT3 von Paolo Barilla, den er im Look des 956 bestellte, mit welchem er 1985 Le Mans gewonnen hatte. In den charakteristischen Farben sommergelb, schwarz und weiss lackiert und der Startnummer 7 auf der Haube und den Türen. Die Zentralverschluss-Felgen sind vorne weiss und hinten gold. 

Ein Fussweg führt uns weiter entlang am Comer See zur nahegelegenen Villa Sucota, dem zweiten Schauplatz der Veranstaltung. Hier stehen einige Porsche Designstudien, die schon lange nicht mehr aus dem Museum in Stuttgart geholt wurden. Der perlmutt-farbene Speedster 3,2 Clubsport war einst der Star der 1987er IAA in Frankfurt (link), danach hatte ich ich ihn nur noch einmal auf dem Nürburgring 2013 gesehen. Aber hier, unter der Sonne Norditaliens sieht er einfach fantastisch aus. Daneben steht der 1987 präsentierte 928 mit vier Türen, von dem zwei Prototypen in Zusammenarbeit mit American Specialty Cars (ASC) entstanden sind. Quasi der Familienporsche, der erst Jahre später Realität werden sollte. 

Als dritte Konzept Studie steht im Kiesbett der 968 Speedster von 1991 in türkis. Während die Front fast unverändert zum Serienmodell ist, hat er eine schrägere Frontscheibe und ein eigenständiges Heck. Im Innenraum zeigt er sich spartanisch, stimmt uns aber in einigen Details schon auf den 1993 kommenden Boxer ein.  

Wir gehen vorbei am 918 Spider, dem 911 Vision Safari und dem noch heute etwas klobig wirkenden Cayenne Cabrio Concept und erkunden den Park. Wer Weg steigt steil an, die Aussicht wird immer spektakulärer, aber auch erste Schweisstropfen bilden sich auf der Stirn, denn es ist unglaublich heiss. Der Klimawandel ist auch am Comer See zu spüren. In einem kleinen Pavillon hat sich Leica einquartiert und zeigt seine neuesten Produkte, die man auch gleich mal testen kann. Der Ausblick von hier ist wirklich grandios. Alle paar Minuten startet ein Wasserflugzeug vom nahegelegenen Aero Club Como. 

Nur ein paar Schritte entfernt in einem zum Showroom umfunktionierten Gewächshaus lädt uns der Prosecco Hersteller Villa Sandi zur Verkostung ein. Eine willkommene Pause und nach ein paar Gläschen ziehen wir weiter durch den riesigen Park. 

Im oberen Bereich gibt es eine Chill- Out Lounge mit weiteren Highlights, die wie beiläufig unter einem Baum im Schatten stehen. Eines von nur 15 gebauten 964 Speedster Turbolook in Ferrari-gelb, daneben einer von 15 existierenden 911 WTL Speedster (G-Modell) von 1989. Die beiden sieht man nicht so oft zusammen. Das Trio komplettiert ein blauer Speedster der Serie 997, einer von 356 Exemplaren. 

Am Nachmittag gibt es eine Diskussionsrunde zum Thema „The vision of Porsche Exclusive Manufaktur“ bei der der Design Chef Michael Mauer, Michael Fabio aus der Sonderwunsch Abteilung, und Luca Trazzi, Designer und Sammler ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und über die ausgefallenen Wünsche einiger Klienten. 1955 bestellte ein 356er Kunde einen Heckscheibenwischer für sein Auto. Nach einigem Tüfteln, gelang es die Aufgabe umzusetzen und das war der Ursprung der Sonderwunsch-Abteilung. 

Als die Hitze am Abend nachlässt, wird die Stimmung gelöster und der Garten füllt sich mit geladenen Gästen, die sich zu Cocktails, Häppchen und Musik vergnügen. Eine feine Feier, der wir noch ein Weilchen beiwohnen, eher wir zurück zum Parkplatz gehen, der direkt an der Villa Olmo liegt. Dies ist der dritte Schauplatz und man kann einige Stücke der einzigartigen Sammlung des MAUTO, des Turiner Automobilmuseums im Park bewundern.  Darunter das von Ghia entworfene Aerodynamik Fahrzeug Nibbio II von 1955 mit einem Moto Guzzi Einzylinder-Motor oder der Ferrari 500 F2 von 1951, auf dem Alberto Ascari  zwei Weltmeisterschaften holte und den Enzo Ferrari höchstpersönlich dem Museum vermachte. 

_______________________Villa Olmo

FuoriConcorso

Fotos & Text: Markus Haub & Susana de Val