Nach dem Sunset Drive in der Vorwoche wollten wir die Sache wiederholen. Zu schön war’s gewesen. Das hatte sich wohl rumgesprochen, denn am letzten Donnerstag waren schon fast 20 Autos mit am Startpunkt auf dem Hofgut Laubenheimer Höhe. Diesmal nicht nur Porsche, auch eine Pagode, Mazda MX-5 oder ein flotter BMW. Das Wetter hatte sich freilich etwas abgekühlt und auch waren mehr Wolken unterwegs.
Die Tour führte wieder erstmal über die Autobahn nach Alzey, dann ab Richtung Nack und über ein Teilstück, welches wir auch letzte Woche gefahren sind. Unterwegs gingen immer mal ein paar Teilnehmer verloren, weshalb wir uns das eine oder andere mal sammeln und warten mussten. Eine Verspätung zum verabredeten Sonnenuntergang war also vorprogrammiert. Von Gerbach nach Kirchheimbolanden und dann weiter über die Landstrasse nach Gundersheim. Um die Strecke etwas abzukürzen über ein Stück Autobahn bis Alzey, dann raus nach Gau-Odernheim und Bechtheim. Hier wurde es wieder hügeliger. Rauf nach Gabsheim, dann über die B420 nach Hanheim und hinauf nach Zornheim. Der Endpunkt rückte näher und die Blase drückte. Nast Fast zwei Stunden ohne Pipipause rollten wir auf die Wiese am Ortsrand von Ingelheim. Schöner Weitblick inklusive.
Vielen Dank an Carola, die in der Mercedes Pagode als Schlusslicht mitgefahren ist und fleissig fotografiert hat. Tolle Bilder sind rausgekommen!!
Früh am Morgen ist es noch recht leer, aber das soll sich im Laufe des Vormittags rasch ändern. Aus allen Richtungen strömen die Zuschauer. So voll habe ich es noch nie erlebt, man sieht es auch an den Schlangen an den Toilettenwagen oder den Essens- und Getränkeständen. Die Classic Days sind populär wie nie!
Kein Wunder, wird doch wahnsinnig viel geboten. Wir schauen uns mal um…
Im 15-20 Minutenrhythmus wechseln sich die Sonder-, Show- oder Teilnehmerläufe auf der Rundstrecke ab. Im Fahrerlager ist die Hölle los, wenn die Porsche 917 oder die Armada von Jägermeister BMWs starten und sich für den Lauf vorbereiten. In Rauchschwaden eingehüllt und von infernalischem Lärm begleitet wird man in die gute alte Zeit des Motorsports zurückversetzt. Auch einige Tourenwagen aus den 80ern sind dabei. Die Rivalen von damals: Mercedes-Benz, Audi, Opel und Ford. Volkswagen hat zum Thema „Past, Present, Future drei passende Fahrzeuge dabei: den Bugatti Chiron Sport, den Porsche 918 Hybrid und den Volkswagen Elektrorennwagen ID.R., die ebenso mehrmals über den Dreieckskurs fahren sollten und gerade bei Start und Ziel die phänomenale Beschleunigung zeigen können. Klanglich fallen sie freilich chancenlos gegen ihre Väter und Urväter ab.
Viele Jubiläen werden gefeiert, 120 Jahre Fiat, 110 Jahre Bugatti, 100 Jahre Bentley, 70 Jahre Abarth und 50 Jahre Ford Capri, der mit vielen Exemplaren und einem Motor Klassik Leserlauf gefeiert wird. Auch Aston Martin hat einen schönen Korso zusammengestellt, geführt von Vantage GT3 und DTM Pacecar folgten die meist älteren englischen Herren mit ihren Alltags- Aston Martins. Und die gaben alles!!! Einer der unterhaltsamsten Momente des Tages.
Beim Concours d’Elegance werden die „Masterpieces „ gezeigt. 45 besondere Fahrzeuge, die in Design, Innovation oder Originalität Masstäbe gesetzt haben. Hier waren wir letzten Jahr mit unserem Ferrari 308 GT4 dabei und hatten 2016 mit dem Porsche 911 SWB den FIVA Preservation Award gewonnen. Besondes schöne Erinnerungen sind geblieben und ich verstehe den Stolz und die Freude der Teilnehmer sehr gut. Auch in diesem Jahr sind die Exponate fantastisch. Maserati Khamsin, Lamborghini Countach und Espada, Ferrari Daytona, 512 BB und 246 Dino oder Aston Martin Lagonda. Besonders gut gefallen mir die beiden Porsche 356 Pre A, einmal als Coupe und als Speedster in blau! Das Einzelstück Fiat 2300 S Coupe Michelotti und – vor allem- der Lancia Sport Zagato Prototipo. Er nahm an der Targa Florio 1964 teil und wurde danach vom Rennfahrer Claudio Magliolo gekauft, der ihn über 20 Jahre lang hegte und pflegte und ihn nur sehr behutsam restaurierte. 1991 ging er ihn an den heutigen Besitzer. Ein echtes Zeugnis seiner Zeit, skurril und brutal.
Als ich so weiter übers Gelände gehe, sehe ich Rachschwaden aufsteigen. Es ist Dampf aus den Vehikeln der Künstlergruppe Abacus, die langsam von Musik begleitet über das Gelände rollen und so die Zuschauer überraschen. Die Piraten der Zukunft wollen zunächst gar nicht recht in die Veranstaltung passen, erinnern ihre rollenden Maschinen mit Namen wie “Time- oder Space-Cruiser” doch eher an das Endzeit-Epos Mad Max. Ich folge ihnen eine ganze Weile, zu schön und verstörend ist der Auftritt.
„Der Machinist, hoch auf seinem Steamroadster hat kein Auge für sein Umfeld. Seine Gedanken zeitlos, sein Blick in die Ferne. Sein Reiseziel ein ungewisses Abenteuer und die Welt rollt unter ihm her. Ein Zeitalter von ´War einmal´zieht vorbei und verschwindet hinter schwarzen, dampfenden Wolken.“
Die Classic Days haben mir in diesem Jahr besonders gut gefallen. Zum einen waren die teilnehmenden Fahrzeuge wieder Extraklasse, zum anderen gab es aber einige Änderungen und Neuerungen, die die Veranstaltung noch besser und straffer gemacht haben. Das Gelände wird so noch besser ausgenutzt. Die Garden Lounge ist an den Startpunkt der Rennstrecke gewandert, auf der Schwarznusswiese bei „Charme & Style“ gibt es nun das Cafe Riverspoon zum pausieren und der Autostadt Paddock Club ist nun diskreter und ins Fahrerlager gewandert. Er baut nun höher und bietet Platz für die Autos und auf der oberen Etage einen Blick über das Geschehen. Sehr schön ist auch die A.Lange und Söhne Glas-Orangerie. Ein Showroom für die Uhren mit Catering Terasse. Und ebenso gefällig und stilvoll ist das Mercedes-Benz Classic Gewächshaus. Protz- und Prunk Auftritte (wie einst jener der Autostadt mit dem Bugatti Royale Zelt) gehören der Vergangenheit an. Das ist gut so. Eine gute, wenngleich auch überraschende Entscheidung war auch die Ehrung der Concours Fahrzeuge schon auf den Samstag Nachmittag vorzuziehen. So bleibt der Sonntag, um seine errungenen Trophäen gebührend zu feiern. Wenngleich sich die Jury freilich sputen muss, in so kurzer Zeit ihre Entscheidungen zu fällen…
Zum Abschluss noch eine Anregung: Die Lovely Heroes- also die Kleinwagen der Wirtschaftswunderzeit- verdienen einen schöneren Platz als der auf den Betonflächen vor dem Dycker Hofladen. Dieser Ort lädt nicht zum verweilen ein, die Autos stehen einfach schlecht. Wunderbar wäre es sie in den Bereich der Charme & Style zu integrieren. Das würde evtl. diesen etwas angestaubten Bereich auffrischen. Gerne komme ich dann im nächsten Jahr mit dem Mini Van zum picknicken. J