The story of my 911 SWB: Von Ebay nach LA, mit Stirling Moss am Steuer zum FIVA Preservation Award und Robert Redford in einer Nebenrolle :)

Mein Porsche 911 ist ein US-Modell, welches ich 2012 von einem Freund aus England gekauft hatte. Eigentlich habe ich gar Auto gesucht, aber wie das manchmal so im Leben ist, kommt alles anders…und nun steht er in der Garage.

Dank der Recherchen, Brief- und e-mail Kontakt mit den Vorbesitzern und der sorgfältigen Buchhaltung aller Beteiligten, lassen sich die meisten Puzzlestücke der spannenden Geschichte des 911 zusammensetzen. 

Er ist 1968 bei Karmann als eines von 742 Einheiten für den US Markt gebaut und am 18.März 1968 nach Culver City/Kalifornien ausgeliefert worden.

Der stolze Erstbesitzer war John Samson, ein Raumfahrtingenieur bei Howard Hughes Aviation aus Culver City/Kalifornien. Als Extras orderte er Colorverglasung und mit Gummi bezogene Export Stossfänger. Das war damals modern und praktisch noch dazu. Außerdem ließ er sich vor der Auslieferung vom Importeur noch eine Klimaanlage einbauen, die damals einfach unter dem Armaturenbrett angeschraubt wurde. John war Mitglied in einem Carpool-Club (Carsharing war in Kalifornien schon damals aktuell..), weshalb er den Wagen wenig fuhr. Er litt auch an einem Herzproblem und seine Frau mahnte ihn, er solle doch nicht zu oft den Porsche zu nehmen, das sei sonst zu aufregend für ihn! So hat man den Wagen in seinen ersten Lebensjahren sehr geschont. 

Nach 20 Jahren ging der 911 zum zweiten Besitzer…nur 5 Kilometer entfernt nach Santa Monica.

1988 wurde er an das Porsche 356 Registry-Club Mitglied Olaf Shipstead in Santa Monica verkauft, der ihn 13 Jahre lang besaß, ihm endlich mal ein paar mehr Meilen auf den Tacho spulte und eine Menge Dollar in den 911 investierte. 1994 gewann er sogar mit seinem 911 den Klassensieg beim Porsche Club of America Concours d’Elegance. 

Der Wagen war in besten Händen, 1989 erfuhr ihm aber ein Unglück: bei einem heftigen Erdbeben fielen Gerümpel- welches in der Garage lagerte- auf ihn und zerbeultem ihm die Front. Alle Dellen wurden vom späteren Besitzer Galen beseitigen, nur eine auf dem vorderen Kotflügel sollte verbleiben und als Narbe das Unglück bezeugen. Sie ist heute noch gut zusehen. Bei ca 70000 Meilen  im Jahr 1998 wurde der Motor überholt und ein gerissenes Kurbelwellengehäuse durch das ein baugleiches Motors von 1968 ersetzt. 

Nach “Spygames” im Fernsehen den 911 bei Ebay gekauft…und dann beim German Auto Fest den ersten Platz abgeräumt.

Schließlich verkaufte Olaf den Elfer an seinen Clubfreund Glenn Lewis aus Nevada, der ihn nach drei Jahren an einen weiteres Porsche-Clubmitglied weitergab. Allen Henderson versteigerte ihn im selben Jahr bei Ebay, wo ihn Galen Buisson aus Texas für 11000 Dollar kaufte. Der hatte vorher schon eine Menge 911er, war aber in den letzen Jahren eher den 356ern zugetan. Eines Abends sah er den Film „Spygames“ mit Robert Redford, der darin ein 69er Modell fuhr (912) und war wieder infiziert. Also machte er sich auf die Suche nach einem hübsch patinierten Exemplar und wurde im Onlineauktionshaus fündig! 3.. 2.. 1..meins! Nicht ohne sich vorher eine Einschätzung beim inzwischen verstorbenen Porsche Experten Bruce Andersen zu holen, der den Wagen für gut befand. Galen nahm ihn persönlich in San Jose in Empfang, um nach Los Angeles zu fahren.

In einem  Artikel „ From Ebay to LA“ für das PorscheNaut-Magazine schildert er das Abenteuer des Kaufs und den anschließenden Roadtrip über den Highway Nr 1. Als er einen Stopp in Ventura auf dem German AutoFest machte, welches sich zu einer der größten Porsche Veranstaltungen an der Westküste entwickelt hatte, gewann er völlig unerwartet den ersten Platz in der ’65-68er Klasse. Sogar Bruce Anderson schaute vorbei, um den Wagen live zu sehen. Galen schrieb: “Compared to the spotless, colorfully painted and restored cars, my Sand Beige car seemed just a bit plain and ordinary. (..), when I heard my name was announced on the loudspeaker, (…) I thought I was being punished.”. Am Ende seiner Fahrt gab der Texaner den Wagen in Long Beach beim Spezialisten John Willhoit ab, um einiges wieder in Schuss bringen zu lassen. Der noch originale Lack wurde aufpoliert, die Klimaanlage instandbesetzt, Motordichtungen und Auspuff neu gemacht und eine Roststelle am Schweller vor der Fahrertür beseitigt…  11455 Dollar wanderten so in den Wagen.

John Willhoit war es auch, der den Porsche schließlich 2006 in Galens Namen an eine befreundete Porsche Werkstatt in England verkaufte, wo ihn Richard Sellers schließlich 2007 erwarb und sich rührend um den 911 kümmert und einiges mit ihm erlebte!

Zum 40. Jubiläum nach Zuffenhausen

Zum 40. Geburtstag des Fahrzeugs reiste er mit seiner Frau von England nach Zuffenhausen, wo ihn Porsche empfing. Das Museum war noch im Bau und so musste das WERK 1 als Fotokulisse herhalten. Von diesem Trip berichtete er in verschiedenen englischen Porsche Magazinen. Auch Porsche brachte einen kleinen Artikel in der Hauszeitschrift.

Mit Stirling Moss und Richard Attwood am Steuer!

Auch schaffte er es mit Richard Attwood, der 1970 mit Hans Herrmann auf Porsche 917 den Sieg in Le Mans holte, ein Fahrertraining zu absolvieren und mit Stirling Moss am Steuer seines Wagens auf dem  Goodwood Circuit ein paar Runden zu drehen.  Beide signierten im Türholm des Wagens. 

Richard schreibt dazu: 

“It was at a annual corporate track day at Goodwood circuit organised by the company of Clive Beecham, a Ferrari collector (ex Stirling Moss 250GT SWB (No. 7) 275 GTB Nart Spyder (1 of 10!) and ex Angelli 166MM) and is friends with Stirling. Each year, the company held this event and Stirling was paid to come along and drive major customers (buyers) around the track, mostly in the 250 SWB – the car in which he raced at Le Mans and Goodwood back in the ’50s. I went along to take some photos and enjoy the atmosphere. At the very end of the day, I asked Stirling to sign my car but then Clive suggested to Stirling that he do a lap with me in the car! The track was closed but he did it anyway!! My ****ing camera was not working properly and I only got 2 shots of his hands at the wheel. After the first few corners, I reminded Stirling that my 911 was an early ‘SWB’ and so maybe a bit more ‘tail happy’ than later models he’d driven. His response seemed to indicate that I should have told him a little earlier….

Mit Richard Attwood in Silverstone

Finally back in Germany!

Ich kaufte den 911er im April 2012 von Richard in England, von wo ich ihn über Dover, Frankreich und Belgien nach Mainz gefahren habe (einen ausführlichen Bericht dazu gibt es hier.) Die 850 Kilometer Etappe hat er unbeschadet und ohne Probleme überstanden.

In den folgenden Monaten habe ich ihn mit H-Kennzeichen zugelassen und ich ihm auch wieder die schrulligen, aber originalen US-Scheinwerfer montiert, die ich inzwischen Klasse finde! Die von einem der Vorbesitzer montierten Fuchsfelgen hatte Richard schon vor längerem wieder gegen originale 1968er Stahlfelgen getauscht und so sieht der Wagen wieder aus wie damals bei der Auslieferung, nur hat er 180000 km mehr auf dem Tacho…

In den folgenden Jahren war ich viel mit ihm unterwegs. Zahlreiche Rallyes sind wir mit ihm gefahren, die Königstein Classic,  die Rallye Solitude Historic , die Silvretta Classic, der Rheinhessen Rallye, die HMSC Rallye Wiesbaden der Nibelungenfahrt,  die Saar-Lohr-Lux Classic, die Weinrallye, haben uns mit seinem Schwesterauto mit der darauffolgenden Fahrgestellnummer getroffen, waren beim Oldtimer Meeting in Baden Baden und haben bei der Classic Gala in Schwetzingen den “Preis der AvD-Classic-Gala” und den zweiten Platz der Klasse gewonnen.

Der FIVA Preservation Award

Den grössten Erfolg aber feierten wir, als unser 911 bei der Teilnahme am Concours d’Elegance “Jewels in the Park” bei den Classic Days Schloss Dyck 2016 mit dem FIVA Preservation Award“ für das Fahrzeug mit der höchsten erhaltenen historischen Konfiguration ausgezeichnet wurde. Die Classic Days waren in jenem Jahr der Platz in Deutschland, an dem die FIVA die Feiern zum „World Motoring Heritage Year“ mit der Präsentation dieses besonderen Preises beging, der unter dem Patronat der UNESCO stand. Anschliessend wurde er mit den anderen Gewinnerfahrzeugen aus Amelia Island, Villa d’Este, Le Mans, Pebble Beach, oder Chantilly im UNESCO Hauptsitz in Paris in der Ausstellung A Century of Heritage in Motion” gezeigt.

 

Fotos: Markus Haub, Richard Sellers, Galen Buisson, Porsche, Classic Days