Mein Freund Richard aus England- von dem ich 2012 den sandbeigen 1968er Porsche 911 gekauft habe-ist nach Indianapolis ausgewandert. Dort schaute er sich dort immer mal nach gut erhaltenen Klassikern um, um sie weiter zu verkaufen. Er bot mir auch im August 2016 den von ihm kurz zuvor aus aus Florida gekauften Mini Van an. Und wie es so ist, war es Liebe auf den ersten Blick. Ich war interessiert und hatte mir die zig Fotos angeschaut und mir den Zustand genau beschreiben lassen. Der Mini ist noch weitestgehend original erhalten und das macht ihn so besonders und interessant für mich. Dass am Ende einiges mehr erneuert, überholt, lackiert oder konserviert werden musste, war nicht abzusehen. Aber das erzähle ich im zeiten Teil…
Von 1964 mit nur 35000 km…
Der Mini Vanwurde ab 1960 produziert und war bei Handwerkern sehr beliebt. Um so erstaunlicher ist es, dass dieses frühe Exemplar von 1964 in weitestgehendem Originalzustand mit weniger als 35000 Kilometern überlebt hat. Sämtliche Bleche sind original erhalten, sowie der Lack im Innenraum. Die Aussenhaut wurde wahrscheinlich (noch in England) in den 80er Jahren neu lackiert.
Einst von einem Floristen in England gefahren, kam er vor über 30 Jahren in die USA zu einem Sammler, der ihn von Rechts- auf Linkslenkung umgebaut hat. Nachdem er 2015 an einen anderen Liebhaber verkauft wurde, hat Richard ihn nach Indiana bringen lassen und mir angeboten.
Erstmal zurück nach England…
Im September 2016 dann haben wir ihn von Indianapolis nach England verschiffen lassen. Dahin war die Verschiffung günstiger, ausserdem wollte Richard dort von einer befreundeten Werksatt noch ein paar Kleinigkeiten reparieren und die alten Stahlfelgen montieren lassen. Von dort kam er dann im Oktober in Deutschland an. Zur Bestandsaufnahme und Fahrplanerstellung für die Reparaturen, H-Kennzeichen und TÜV habe ich ihn zu Erick Schulte nach Rüsselsheim bringen lassen. Dor gingen die Arbeiten im Februar 2017 los und ich konnte den Mini im August 2017. Genau ein Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme!
Von Stirling Moss am Steuer, Bierkiste statt Fahrersitz und der “Final Edition” des Urelfers…
Eines schönen Tages im März 1968 rollten zwei sandbeige 911er mit aufeinanderfolgenden Seriennummern (11835211 und 11835212) aus der Fabrikhalle von Karmann in Osnabrück und wurden in die USA ausgeliefert. Danach trennten sich ihre Wege. Nun, 45 Jahre später, trafen die beiden Sportwagen mit ihren heutigen Besitzern am Rande eines Porschetreffens in Nürnberg zum ersten Mal wieder aufeinander.
Und das kam so: als ich meinen Porsche vor zwei Jahren von Richard aus England kaufte, gab er mir, neben einem dicken Dokumentenordner mit der Historie des Autos, auch den Kontakt zu einem Deutschen, welcher das Fahrzeug mit der darauf folgenden Seriennummer besitzt. Er hatte den Namen von einem der Vorbesitzer und „Early 911 Registry“ Mitglied mit denen er in Kontakt stand, um Details zur Geschichte zum Fahrzeug zu bekommen. Der Deutsche sei Philipp aus Regensburg und Richard hat sich 2008 auch schon mal kurz mit ihm in Stuttgart getroffen, jedoch nicht die beiden 911. Ich nahm Kontakt zu ihm auf und wir vereinbarten ein Treffen. Bis dahin sollte jedoch noch über ein Jahr vergehen. Im Juli war es endlich soweit. Ich lernte Philipp kennen und wir konnten die Autos nebeneinander stellen und ein paar schicke Fotos machen. Ein wundervoller Tag!
Wie bei Geschwistern, die getrennt wurden, haben auch unsere Fotomodelle sehr unterschiedlich entwickelt, dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: ursprünglich waren beide sandbeige mit 2,0l Maschinen, Philipps Modell wurde jedoch schon früh in silber umlackiert und zum 2,2S umgebaut. Beide wurden in den Westen der USA ausgeliefert, wo sie auch die meiste Zeit ihres Lebens verbrachten. Auch haben die zwei Autos eine schwere Naturkatastrophe überlebt. Der 5212er blieb wie durch ein Wunder unversehrt, als 1989 sein damaliger Besitzer in den Flitterwochen mit ihm in einen Waldbrand geriet und ihn in einem Tal zurücklassen musste. Mein 5211er erfuhr ein heftiges Erdbeben 1994 in San Francisco, bei welchem Gartenstühle, die in der Garage lagerten auf ihn fielen und ihm die Front ziemlich zerdellt haben. Ein späterer Besitzer ließ alle Beulen beseitigen, nur eine auf dem vorderen Kotflügel sollte als Narbe das Unglück bezeugen. Sie ist heute noch gut zusehen.
Dank Richards peniblen Recherchen und der sorgfältigen Buchhaltung der Vorbesitzer, lassen sich die meisten Puzzlestücke der Geschichte von xxx35211 zusammensetzen. John Samson, ein Raumfahrtingenieur bei Howard Hughes Aviation aus Culver City/Kalifornien war der stolze Erstbesitzer. Als Extras orderte er Colorverglasung und mit Gummi bezogene Export Stossfänger. Das war damals modern und praktisch noch dazu. Außerdem ließ er sich vor der Auslieferung vom Importeur noch eine Klimaanlage einbauen, die damals einfach unter dem Armaturenbrett angeschraubt wurde. John war Mitglied in einem Carpool-Club (Carsharing war in Kalifornien schon damals aktuell..), weshalb er den Wagen wenig fuhr. Er litt auch an einem Herzproblem und seine Frau mahnte ihn, er solle doch nicht zu oft den Porsche zu nehmen, das sei sonst zu aufregend für ihn! So hat man den Wagen in seinen ersten Lebensjahren sehr geschont. 1988 wurde er an das Porsche 356 Registry-Club Mitglied Olaf Shipstead in Santa Monica verkauft, der ihn 13 Jahre lang besaß, ihm endlich mal ein paar mehr Meilen auf den Tacho spulte und eine Menge Dollar in den 911 investierte. 1994 gewann er sogar mit seinem 911 den Klassensieg beim Porsche Club of America Concours d’Elegance. Schliesslich verkaufte er den Elfer an einen Clubfreund, der ihn nach drei Jahren für 11000 Dollar an einen weiteres Porsche-Clubmitglied weitergab. Dieser versteigerte ihn im selben Jahr bei Ebay, wo ihn Galen Buisson aus Texas kaufte. Der hatte vorher schon eine Menge 911er, war aber in den letzen Jahren eher den 356ern zugetan. Eines Abends sah er den Film „Spygames“ mit Robert Redford, der darin ein 69er Modell fuhr (912) und war wieder infiziert. Also machte er sich auf die Suche nach einem hübsch patinierten Exemplar und wurde im Onlineauktionshaus fündig! 3.. 2.. 1..meins! Nicht ohne sich vorher eine Einschätzung beim kürzlich verstorbenen Porsche Experten Bruce Andersen zu holen, der den Wagen für gut befand. Galen nahm ihn persönlich in San Jose in Empfang, um nach Los Angeles zu fahren. In einem Artikel „ From Ebay to LA“ für das PorscheNaut-Magazine schildert er das Abenteuer des Kaufs und den anschließenden Roadtrip über den Highway Nr 1. Als er einen Stopp in Ventura auf dem German AutoFest machte, welches sich zu einer der größten Porsche Veranstaltungen an der Westküste entwickelt hatte, gewann er völlig unerwartet den ersten Platz in der ’65-68er Klasse. Sogar Bruce Anderson schaute vorbei, um den Wagen live zu sehen. Galen schrieb: “Compared to the spotless, colorfully painted and restored cars, my Sand Beige car seemed just a bit plain and ordinary. (..), when I heard my name was announced on the loudspeaker, (…) I thought I was being punished.”. Am Ende seiner Fahrt gab der Texaner den Wagen in Long Beach beim Spezialisten John Willhoit ab, um einiges wieder in Schuss bringen zu lassen. 11455 Dollar wanderten so in den Wagen. 2006 verkaufte WillhoitRestauration das Auto in Galens Namen an eine befreundete Porsche Werkstatt in England, wo es Richard Sellers schließlich 2007 erwarb und sich rührend um den 911 kümmert. Zum 40. Geburtstag des Fahrzeugs reiste er mit seiner Frau von England nach Zuffenhausen, wo ihn Porsche empfing. Auch schaffte er es, mit Stirling Moss am Steuer seines Wagens auf dem Goodwood Circuit ein paar Runden zu drehen oder mit Richard Attwood, der 1970 mit Hans Herrmann auf Porsche 917 den Sieg in Le Mans holte, ein Fahrertraining zu absolvieren. Beide signierten im Türholm des Wagens. Ich kaufte den 911er im April 2012 und habe ihn in den folgenden Monaten mit H-Kennzeichen zugelassen und ihm wieder die schrulligen, aber originalen US-Scheinwerfer montiert, die ich inzwischen Klasse finde! Mit ihnen sieht der Wagen wieder aus wie damals bei der Auslieferung, nur hat er 175000 km mehr auf dem Tacho…
Unserem zweiten Schmuckstück, dem heute silbernen Porsche mit der Seriennummer xxx35212, spendierte der erste Besitzer ein elektrisches Schiebedach für 985 Extramark und eine elektrische Antenne, ansonsten glich er dem Schwestermodell wie ein Ei dem anderen. Philipp kaufte ihn vor vielen Jahren und beschreibt das Abenteuer:
Wie bei den meisten prägte sich mein Wunsch, einen alten Porsche besitzen bereits in meiner frühen Jugend mit 15 Jahren. So kam es, dass mein damals 24 jähriger Cousin Dino mit einem solchen Auto bei uns vorgefahren ist. Ein silberner Porsche 911 mit kurzem Radstand. Ich fand das Auto einfach wunderschön und wollte seither unbedingt so einen Wagen besitzen. Mit 26 erhielt ich dann meine ersten Gehälter und begab mich auf die Suche nach meinem Traumauto, musste jedoch bald feststellen, dass ein vernünftiger Wagen für mich viel zu teuer war. Also rief ich meinen Cousin an und bat Ihn um Rat. Er hatte den Wagen schon lange wieder verkauft und meinte, dass die frühen Elfer vor 12 Jahre nun mal viel billiger gewesen seien. Vor ein paar Tagen jedoch habe er zufällig die Telefonnummer des damaligen Käufers in den Händen gehabt. Was für ein Zufall! Über 10 Jahre später….genau zum richtigen Zeitpunkt! Ich rief die gesuchte Person an und bekam die Auskunft, dass er das Auto immer noch besäße, es aber damals leider kurz nach dem Kauf einen kapitalen Motorschaden erlitten hätte. Das Auto stünde nun seit fast 10 Jahren unberührt in einer Tiefgarage in einem Vorort von München. Er sei just im Moment dabei, das Auto zu veräußern und habe bereits einen Interessenten…..Ich kaufte das Auto noch am Telefon ungesehen für und holte es am nächsten Tag mit einer dicken Staubschicht auf einem gemieteten Hänger ab. So kam ich tatsächlich genau zu dem Auto vor dem ich als 15 Jähriger mit leuchtenden Augen stand. Den Motor bekam ich in Kisten dazu. Es war ein 2,2S mit mechanischer Einspritzanlage. Einige Teile habe ich verkauft und andere für den neuen Motor verwendet, den ich eingebaut habe. Ein Originalmotor von 1968. Das Getriebe und das Fahrwerk wurden auch noch überholt. Ebenso bekam der Porsche ein neues Lackkleid im selben silber, wie ich Ihn gekauft hatte (Porsche Silber von 1968). Im Fahrzeugschein standen 3 Einträge: der Importeur (Norbert), mein Cousin (Dino) und der Typ, der mir den Wagen verkauft hatte. Durch Kontaktaufnahme mit Norbert erfuhr ich, dass dieser den Wagen 1994 währen seiner Flitterwochen in Los Angeles gekauft hatte und anschließend mit nach Deutschland genommen hat. Auf dieser US-Reise mit dem Porsche waren er und seine Frau in einen großen Waldbrand geraten und hatten dabei das Auto in einem Tal zurücklassen müssen, welches dann glücklicherweise vom Brand verschont geblieben ist. Er hatte zufällig noch die Abmeldebescheinigung aus den USA in einem Ordner (12 Jahre später!) und so konnte ich Kontakt zu einem weiteren Vorbesitzer aufnehmen. Ted, ein Polizist/Dozent der Polizei/FBI Akademie in Sana Ana und er besaß noch Fotos mit dem Auto vor seinem Haus. Er berichtete, dass er ihn 1989 von einem “Key Grip” aus Hollywood gekauft hatte. Das ist so was wie ein Regieassistent beim Film. Leider kann sich Ted nicht an den Namen erinnern, so endet meine Car History 1989. Mein Wagen war also tatsächlich im Filmgeschäft angemeldet. Den S-Motor und die Farbe hatte der Wagen damals übrigens schon. Die komplette Instrumentierung (von 1968!) habe ich einmal günstig bei Ebay bekommen. Die jetzt verbauten Ledersitze sind nicht original. Mein Cousin hatte das Auto damals ohne Sitze gekauft und den Wagen auf einer Bierkiste nach Hause gefahren…